Warum musste Journalistin in Nordirland sterben?
Bei gewalttätigen Ausschreitungen in der nordirischen Stadt Londonderry ist die 29 Jahre alte Journalistin Lyra McKee erschossen worden. Die paramilitärische Gruppe "Neue IRA" bekannte sich zu der Tat. McKee sei "tragischerweise" getroffen worden, als sie in der Nähe der Polizei gestanden habe. Einige Kommentatoren machen den Brexit für die Gewalt verantwortlich, andere die Perspektivlosigkeit.
Tod von McKee sollte Weckruf sein
Genau die Politiker, die jetzt so entsetzt sind, müssen Verantwortung übernehmen und endlich einen Kompromiss im Brexit-Konflikt finden, fordert der Deutschlandfunk:
„Schon jetzt nimmt die Gewalt in der Region wieder zu, bereits Anfang Januar detonierte eine Bombe in Londonderry. In den aktuellen Verhandlungen mit der oppositionellen Labour-Partei wird nun auch über eine Zollunion diskutiert. Ein weicherer Brexit, der den Backstop überflüssig machen würde. Auch das wäre eine Möglichkeit. Es gilt nun auf allen Seiten die roten Linien, Starrsinn und machtpolitische Eigeninteressen aufzugeben, für den Frieden in Nordirland. Der Tod der jungen Journalistin sollte ein Weckruf sein.“
Junge sehen keine Zukunft in Nordirland
Die Perspektivlosigkeit in Orten wie Derry beschreibt The Irish Times:
„Die sozialen Veränderungen in Nordirland in den vergangenen 20 Jahren waren gewaltig. Belfast hat sich radikal gewandelt, doch Orte wie Derry sind wie ein Bungee-Springer: Sie bewegen sich trotz eines gewissen Widerstands vorwärts, bevor sie durch die rückwärtsgewandten, gewalttätigen, unverantwortlichen und rücksichtslosen Taten anderer wieder zurück gerissen werden. Die meisten jungen Menschen in Derry können sich nicht vorstellen, dass sie dort ihre Ziele erreichen werden. Eine Studie über junge Auswanderer im Jahr 2017 ergab, dass 87 Prozent der jungen Menschen in Derry dort keine Zukunftsperspektive für sich sehen. ... Die Mehrheit gab einen Mangel an Arbeitsmöglichkeiten als Grund dafür an, Derry verlassen zu haben.“
Soziale Probleme rechtfertigen keinen Mord
Missstände in Derry und anderen Orten Nordirlands dürfen jedoch niemals dazu führen, terroristische Taten zu entschuldigen, findet The Belfast Telegraph:
„Es ist wichtig, die sozialen und wirtschaftlichen Faktoren zu analysieren, die eine Gesellschaft destabilisieren. Doch es ist ebenso notwendig, dass das Verstehen einer gewissen Entwicklung nicht dazu führt, diese zu verteidigen oder zu entschuldigen. Derry hat ernste soziale Probleme, aber solche gibt es anderswo auch. Außerdem waren die Entbehrungen in der Vergangenheit viel größer - und das war schon für eine frühere Generation von Psychopathen keine Rechtfertigung dafür, im Namen der irischen Einheit oder der britischen Union zu morden. ... Wann werden wir endlich damit aufhören, die Taten dieser Menschen zu rechtfertigen, als ob sie dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden könnten?“