Sánchez will Katalanen die Hand reichen
Spaniens Wahlsieger Pedro Sánchez sucht nach einer stabilen Regierungsmehrheit und setzt dabei auf Dialog mit den Katalanen: Miquel Iceta, ein als gemäßigt geltender Regionalist von Kataloniens Sozialisten, soll Vorsitzender des Senats werden. In dieser Parlamentskammer sind die Regionen des Landes vertreten. Die Reaktionen der Presse zeichnen die verhärteten Fronten nach.
Mutige Geste
El Periódico de Catalunya findet lobende Worte für den Plan von Sánchez:
„Die Einsetzung Icetas bedeutet auch, etwas gegen den in Katalonien angestauten Frust zu tun. ... Die Geste ist mitten im Wahlkampf [für die Europa-, Regional- und Kommunalwahlen] mutig, weil Sánchez weiß, dass die rechten Medien ihn dafür scharf kritisieren werden. Denn Iceta hat niemals einen Hehl daraus gemacht, dass er die Anklage wegen Rebellion gegen die Separatisten für ebenso falsch hält wie die lange Untersuchungshaft. Im Wahlkampf für die katalanische Regionalwahl 2017 brachte er gar eine Begnadigung ins Gespräch, sollten die Separatisten verurteilt werden. Die Nominierung Icetas ist ein gewagter Schritt in Richtung Dialog und Verhandlung.“
Um Spaniens Einheit darf nicht gefeilscht werden
Völlig entsetzt ist hingegen ABC:
„Von Iceta hat man das Bild eines pragmatischen und kompromissbereiten Politikers mit vorbildlichem Verhandlungs- und Moderationsgeschick gezeichnet. Doch die Realität ist eine ganz andere. ... Sánchez und Iceta wollen zum Jahr 2004 zurückkehren, als [der damalige Premier] Zapatero erklärte, das Konzept der Nation sei 'umstritten und diskutabel', und er sich anschickte, Katalonien als Nation anzuerkennen. Die Anwendung des Artikels 155 [die erneute Aufhebung der katalanischen Regionalautonomie] rückt damit endgültig in weite Ferne und es beginnt eine Phase mit unhaltbaren Zugeständnissen für ein neues territoriales Projekt für Spanien. Wir dürfen uns von der politischen Rhetorik nicht blenden lassen: Es geht darum, wieder um die Einheit Spaniens zu feilschen.“