Ukraine-Krieg: Was hat Trump vor?
Der designierte US-Präsident Donald Trump will sich in Kürze mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen, um über den Krieg gegen die Ukraine zu sprechen. Er wisse, dass Putin ein Treffen wolle, ein baldiges Gespräch werde vorbereitet, erklärte Trump auf seinem Anwesen Mar-a-Lago: "Wir müssen diesen Krieg beenden." Kommentatoren sind zwiegespalten angesichts dieses Vorstoßes.
Zeit der "roten Linien" ist vorbei
La Stampa befürchtet deutliche Schritte auf Russland zu:
„Verschiedene Berater und Donald Trump selbst lassen immer wieder Andeutungen ihrer künftigen Absichten in Bezug auf die Ukraine durchsickern, die eindeutig jenseits der 'roten Linien' liegen, die sowohl von Kyjiw als auch von Washington und Brüssel in den letzten drei Jahren gezogen wurden. ... Nämlich die Anerkennung der 'territorialen Realitäten' der von den Russen besetzten ukrainischen Regionen, das Ende oder die Einschränkung der Hilfe und die Verweigerung des Beitritts der Ukraine zur Nato – alles Versprechen, die der Wunschliste Moskaus entsprechen. Trumps Bereitschaft, sich mit Putin zu treffen, entspricht bereits dem Wunsch des Kremls, das Schicksal der Ukraine mit dem US-Präsidenten und nicht mit den unmittelbar Beteiligten zu besprechen.“
Kein Bündnis mit Putin, ein Deal aber gern
Die Orbán-nahe Magyar Nemzet hofft auf ein Ende des Krieges:
„Donald Trump hat versprochen, den Krieg zu beenden, und es ist gar nicht unmöglich, dass ihm das auch gelingt. Natürlich werden Trump und Putin keine Verbündeten sein, dazu sind ihre beiden Reiche zu groß und es gibt zu viele Interessenkonflikte zwischen ihnen. Aber die Beendigung des Krieges ist in beider Interesse. Die neue Realität könnte sein, dass sich die Grenzen der Ukraine ändern und – da Europa die Energiewende wohl nicht rückgängig machen wird – die USA teures Flüssigerdgas statt billiger russischer Energie [nach Europa] liefern können, was offensichtlich ein Erfolg für die USA wäre.“
Er will das Thema loswerden
Der Moskauer Blogger Kirill Schulika schreibt bei Facebook:
„Bisher sagt das Weiße Haus, es unterstütze die Ukraine gegen Russland. Trump hat eine völlig andere Rhetorik, in der die Interessen der USA im Zentrum stehen. ... Trump will den Ukraine-Konflikt nicht beenden, sondern von der amerikanischen Tagesordnung nehmen. Das sind verschiedene Dinge, und zwar ziemlich verschiedene. Sein Ziel ist ein Waffenstillstand, um die Möglichkeit zu bekommen, den Ukraine-Konflikt Europa zuzuschieben. Sollen sie Waffen geben, Blauhelm-Soldaten abstellen und machen, was ihnen einfällt – und sich mit Russland anlegen, wenn sie das wollen.“
So wenig Markt wie möglich für russisches Öl
Telegraf ist überzeugt, dass die neu verhängten US-Sanktionen gegen Russland bleiben werden:
„In russischen Internet-Foren werden zurzeit folgende Erwartungen gern verbreitet: In nur wenigen Tagen kommt Trump an die Macht und wird zumindest einige der antirussischen Sanktionen aufheben. Ganz sicher die, die Biden in den letzten Wochen seiner Amtszeit verhängt hat. Dass Trump dieses konkrete Paket aufheben wird, ist aber unwahrscheinlich. Denn er selbst hat sowohl den Amerikanern als auch der US-Ölindustrie maximale Unterstützung versprochen. Das heißt, so wenig Platz wie möglich für die Russen auf dem Weltmarkt. Dieses Sanktionspaket drängt Russland massiv aus dem Markt, was ganz im Sinne Trumps und der US-amerikanischen Ölkonzerne ist.“