Ist der Schweizer Frauenstreik eine Initialzündung?
Mit der Farbe Lila als Erkennungszeichen haben in der Schweiz landesweit Hunderttausende für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern und volle Gleichberechtigung gestreikt. Die Organisatorinnen sprechen von der größten politischen Demonstration der neueren Geschichte im Land. Medien erkennen in der Mobilisierung Parallelen zu einer anderen großen Protestbewegung dieser Zeit.
Wir brauchen einen Mentalitätswandel
La Tribune de Genève wünscht sich, dass der Streik nachwirkt:
„Der Erfolg des Streiks und der Demonstrationen garantiert noch keinen Durchbruch im Sinne eines tiefgreifenden Wandels. Die Schlacht des darauffolgenden Tages ist am schwierigsten, denn sie wird in den Köpfen ausgefochten. Und sie braucht, das hat die Geschichte oft gezeigt, einen Katalysator. Wir haben es bei den Klimastreiks gesehen. Wo sie am Anfang belächelt wurden, haben sie mittlerweile zu einem tiefgreifenden Bewusstseinswandel geführt. … Hoffentlich ist der Streik ein Anstoß. Ungeachtet aller unterschiedlichen Auffassungen und Auseinandersetzungen über Methoden und Losungen müsste die Gleichberechtigung sich als ein Projekt durchsetzen, das der gesamten Gesellschaft guttut. Arbeiten wir an einem Bewusstseinswandel. Der Rest wird von alleine kommen.“
Die Ungeduld wächst
Wenn es um Frauenrechte geht, kann sich kaum ein Land entspannt zurücklehnen, gibt die Süddeutsche Zeitung zu bedenken:
„Der Kampf um Gleichberechtigung ist eine Jahrhundertaufgabe, und er ist auch in Deutschland, Frankreich oder Schweden noch nicht gewonnen. ... Wenn es aber all diesen reichen, demokratischen Staaten nicht gelingt, Frauenrechte umfassend umzusetzen - wer soll es dann schaffen? ... Wer seine Versprechen zu lange nicht einlöst, wird unglaubwürdig. Das erfahren die Eliten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gerade beim Thema Klima, vielleicht erfahren sie es nun auch von den Frauen. Wer den jungen Feministinnen in der Schweiz am Freitag zugeschaut hat (und auch ihren männlichen Begleitern), erhält einen Eindruck von der Ungeduld, die in dieser Generation herrscht.“