Historisches Treffen an innerkoreanischer Grenze
Nach einem medienwirksamen Handschlag mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat Trump als erster US-Präsident nordkoreanischen Boden betreten. Im anschließenden Gespräch einigten sich beide darauf, die festgefahrenen Verhandlungen über die Denuklearisierung wieder aufzunehmen. Großes Theater oder neuer Schwung für Frieden auf der koreanischen Halbinsel?
So baut man Vertrauen auf
Das Treffen von Trump und Kim Jong-un ist in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen, glaubt Korea Joongang Daily:
„Sie haben sich in Panmunjom zusammengesetzt, wo die USA und Nordkorea den Waffenstillstand zur Beendigung des Koreakriegs im Jahr 1953 unterzeichneten. Der Handschlag zwischen den Führern der USA und Nordkorea am selben Ort birgt möglicherweise das Versprechen einer neuen Ära des Friedens. Ein so eilig arrangiertes Treffen konnte natürlich keinen entscheidenden Durchbruch in den bilateralen Beziehungen oder beim Denuklearisierungsprozess bringen. Dennoch: Je öfter sich die Führer treffen, desto größer sind die Chancen auf positive Ergebnisse in der Zukunft. Gegenseitiges Vertrauen entsteht durch steten Kontakt und Kommunikation.“
Theatervorstellung für die Parteibasis
Trumps Diplomatie passt perfekt ins Smartphone-Zeitalter, räumt der Kolumnist Gianni Riotta in La Stampa ein:
„Gesten reichen nie aus, um Reformen zu ersetzen. Diese Regel gilt auch in Korea, wo die impulsive Diplomatie Trumps das nukleare Arsenal von Pjöngjang kurzfristig nicht entwaffnen wird. ... Dass es Trump allerdings vermag, mit theaterreifen Auftritten den Konsens bei der republikanischen Basis herzustellen, kann man nicht ignorieren. ... Führungskräfte der US-Demokraten sowie viele europäische Staatenlenker schätzen zu Recht die tiefgreifenden Experten-Analysen mit Tabellen und Fußnoten. Doch diese sind den Bürgern, die an die Hektik am Handy gewohnt sind, nur schwer vermittelbar.“
Trump trifft sich lieber mit Diktatoren
Die Asien-Tournee des US-Präsidenten nach dem G20-Gipfel lässt nur einen Schluss zu, meint Le Monde:
„Trump favorisiert Diktatoren. Theater ist eines seiner diplomatischen Werkzeuge. Er nutzt die sofortige und universelle Verbreitung von Bildern, die heute normal ist, und steigert sie ins Extreme. ... Seine Asien-Tour war ein weiteres Beispiel dafür, dass der US-Präsident weiß, wie Inszenierung funktioniert. ... 'Mit Kim Jong-Un können Dinge passieren', sagte Trump nach ihrer Begegnung. Da kann man ihm kaum widersprechen. Doch nach diesem Wochenende bleibt dennoch der höchst beunruhigende Eindruck, dass Trump gerne mit Diktatoren und Autokraten aller Art redet, während er wenig Wert darauf legt, sich mit seinen traditionellen Verbündeten zu verstehen.“
Nun zählt Kim zu den Großen
Kim abermals zu treffen, war das denkbar schlechteste, was Trump tun konnte, kritisiert De Volkskrant:
„Die Gefahr besteht, dass Trump dem nordkoreanischen Führer mit diesem Treffen nur noch mehr Ansehen verschafft hat. Der kommunistische Diktator darf sich nun zu den Großen der Welt zählen, obwohl sein Volk in bitterer Armut lebt und rund 150.000 Nordkoreaner in Straflagern sitzen. Kim Jong-un wird genau wissen, dass er diesen Status sofort verlieren wird, sobald er seine Kernwaffen abschafft.“
Schluss mit der Show!
Trump sollte seine Strategie ändern, fordert Pravda:
„Politik funktioniert nicht wie eine Reality-Show, nicht einmal in der Welt von Trump. Beim ersten Treffen in Singapur gab es eine Vereinbarung, die niemanden zu nichts verpflichtete. Das zweite Treffen in Hanoi endete, ohne dass Trump Kim sein Atomprogramm ausredete. Das dritte Treffen war natürlich ein besseres Ereignis als eine Schlacht oder ein Krieg. Reine 'Beziehungen' von Herrschern, ohne Verträge und Vereinbarungen, verhindern aber keine Kämpfe oder Kriege. Dazu braucht die Welt weit mehr vergleichsweise langweilige Verantwortung - und nicht bombastische Fernseh-Einschaltquoten.“
Für Nordkoreaner total entmutigend
Dass sich für die Nordkoreaner derzeit alle Hoffnungen in Luft auflösen, glaubt der Professor für Korea-Studien, Remco Breuker, in De Morgen:
„Denn der Präsident des mächtigsten Landes der Welt hat zum dritten Mal ohne jede Gegenleistung den nordkoreanischen Führer als legitimen Herrscher anerkannt. ... Es ist kaum auszudrücken, wie entmutigend diese Bilder für die Nordkoreaner sind, die etwas mehr Freiheit wollen, etwas weniger Hunger und weniger Unterdrückung. ... [Den Schimmer einer Hoffnung] hat Trump zertrampelt, als er Nordkorea betrat und Kim Jong-un als einen geschätzten Freund begrüßte. Welcher Nordkoreaner wird nicht den Mut aufgeben, wenn er sieht, wie der Präsident des 'land of the free' öffentlich ihren Führer unterstützt, genauso wie es nach der nordkoreanischen Propaganda sein muss?“