Vergeblicher Notruf: Mord schockiert Rumänien
Nach einem Mord an einer 15-Jährigen diskutiert Rumänien über Behördenversagen. Denn die Polizei war unter anderem nicht in der Lage, das Telefon zu orten, mit dem das Mädchen, in der Gewalt eines Entführers, drei Mal einen Notruf abgegeben hatte. Premierministerin Dăncilă forderte nun härtere Strafen und sinnierte öffentlich über chemische Kastration. Hat sie das richtige Rezept?
Prävention statt Populismus
Rachefantasien helfen nicht weiter, technische Lösungen gibt es hingegen schon, darauf macht Der Standard aufmerksam:
„Der Fall des Mädchens, das zwar per Handy um Hilfe rief, aber erst zu spät geortet werden konnte, zeigt ... auf, wo die Politik tatsächlich gefordert ist. ... Das Problem: Das System Advanced Mobile Location (AML) zur Ortung von Anrufern bei der Nutzung einer Notrufnummer wurde in Rumänien noch nicht vollständig eingeführt. Zurzeit muss man noch eine App installieren. Mit AML aktiviert das Handy aber automatisch WLAN und Satellitennavigation. Die Daten kommen sofort an die Leitstelle, der Rettungsvorgang kann beginnen. Statt sich nun aber mit so einer effizienten Verbrechensprävention zu beschäftigen, setzt die Regierung auf populistische Referenden zur Anhebung von Strafen - ein Hohn für in Not Geratene.“
Seriöse Politiker verlangen nicht nach Rache
Dass die Regierung härtere Strafen verspricht, findet auch Gândul falsch:
„Leadership würde in diesem Fall bedeuten, dass Politiker und Meinungsbildner die Bürger richtig informieren. Ihnen erklären, dass die Todesstrafe und das Tragen von Waffen keine Lösung zur Kriminalitätsbekämpfung sind; dass keine Gesetzesänderungen oder größere Etats notwendig waren, damit die Polizisten in Caracal das Haus des Mörders orten und sofort eingreifen; dass es für Mord bereits lebenslänglich als Strafe gibt und schärfere Strafen selten Kriminelle abschrecken.“