Finnland streitet über die Vier-Tage-Woche
Die Vizechefin der regierenden Sozialdemokraten in Finnland, Sanna Marin, hat am Sonntag bei einer Feier zum 120-jährigen Bestehen ihrer Partei erklärt, dass die Arbeitswoche in Zukunft nur vier Tage haben könnte. Sie forderte die Sozialdemokraten auf, das Thema auf ihre Agenda zu setzen. Wie realistisch ist die Idee?
Finnen haben schon jetzt zu viel Freizeit
Der Wohlfahrtsstaat lässt sich nur finanzieren, wenn möglichst viele Menschen möglichst lange arbeiten, betont Suomenmaa:
„Bei den Arbeitgeberverbänden wissen sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollen. Das Problem in Finnland ist nicht zu wenig Freizeit, sondern das Gegenteil. Es sollte mehr gearbeitet werden. Mehr Menschen müssten arbeiten und man sollte später in Rente gehen - und die Produktivität muss steigen. Ansonsten können wir uns das schöne System, das wir geschaffen haben, wie Gesundheitsversorgung, Bildung, soziale Sicherung, Rentenzahlungen, nicht leisten. All dies wird letztendlich durch Arbeit bezahlt.“
Neue Technologien steigern Produktivität
Die Zahl der Arbeitsstunden ist für die Entwicklung der Produktivität in Zukunft nicht mehr entscheidend, gibt hingegen Iltalehti zu bedenken:
„Trotz der ablehnenden Kommentare hat [Marin] teilweise Recht. Eine Verlängerung der Arbeitstage wird niemals die Produktivitätssteigerungen bringen, die in den nächsten Jahren durch Technologien, Automation und Künstliche Intelligenz zu erwarten sind. … Die zu erledigende Arbeit wird sehr viel weniger und bei einigen Arbeitsplätzen wird sich ein dramatischer Wandel vollziehen. … Gleichzeitig ist der Gedanke von kürzeren Arbeitstagen für alle völlig falsch. Er beruht auf dem Gedanken, dass der Staat oder die Tarifpartner auch in Zukunft einfach entscheiden, wie viel in Finnland gearbeitet wird. Als wäre Arbeit überall gleich und man könnte darüber zentral entscheiden. Diese Zeiten sind längst vorbei.“