Tut Frankreich genug gegen Femizide?
In Frankreich sind seit Jahresbeginn 101 Frauen von ihren Partnern oder Expartnern getötet worden. Die Regierung will nun aktiv werden und bis Ende November gemeinsam mit Frauenorganisationen und Präventionseinrichtungen konkrete Maßnahmen zur Eindämmung von Frauenmorden erarbeiten. Sie hat dafür eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Kommentatoren reicht das nicht aus.
Rettung von Frauen ist teuer
Der Staat muss auch finanziell zeigen, dass ihm die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen wichtig ist, drängt Libération:
„Jetzt muss Geld aufgebracht werden, um Hilfseinrichtungen, Behörden und Vereinen konkrete Mittel zur Verfügung zu stellen, damit sie den Frauen Hilfe bieten können, die von einem Mann in seiner Pseudoallmacht geschlagen, missbraucht und verängstigt werden. Die Hilferufe verhallen viel zu oft in Gleichgültigkeit. Der Bedarf ist enorm. Es fehlt an Aufnahmeeinrichtungen für Frauen, die Todesdrohungen erhalten haben. Polizisten als erste Kontaktpersonen, die allzu oft unwissend, manchmal gleichgültig oder einfach überlastet sind, müssen geschult werden. Männer müssen geschult werden, seien sie Söhne, Brüder, Onkel oder Väter. Ohne sie wird sich nichts ändern.“
Spanien zum Vorbild nehmen
Frankreich sollte dem Modell seines südlichen Nachbarn folgen, rät L'Obs:
„Große Anliegen müssen mit großem Budget einhergehen. Spanien hat das Problem 2003 angepackt und widmet dem Kampf gegen Gewalt an Frauen jährlich 200 Millionen Euro - fast dreimal so viel wie Frankreich. Dort werden viermal so viele Klagen eingereicht und viermal so viele Schutzanordnungen erwirkt. 2003 wurden 71 Frauen von ihrem Partner getötet; die Zahl ist 2018 auf 47 gesunken. Der Kampf ist noch nicht beendet, aber das Land, aus dem das Wort 'Machismus' stammt, hat einen Weg gefunden, um diese unerträgliche Gewalt einzudämmen.“