Nach Brand in Moria: Athen verschärft Asylpolitik
Auf der griechischen Insel Lesbos ist bei einem Brand im Flüchtlingslager Moria mindestens eine Frau gestorben. Die Verhältnisse in dem so genannten Hotspot werden von Menschenrechtsorganisationen seit langem als untragbar bezeichnet. Nun reagiert die griechische Regierung mit einer Verschärfung der Asylpolitik. Doch ist das die richtige Antwort?
Druck auf Europa muss steigen
Die geplante Verschärfung der Migrationspolitik findet To Vima richtig:
„Es ist offensichtlich, dass Griechenland und andere Länder an vorderster Front die Last der Flüchtlinge und Migranten, die auf der Suche nach Erlösung sind, nicht alleine tragen können. ... Eine Revision des Asylprozesses wird die Situation etwas verbessern, die Lage wird sich jedoch nicht dramatisch verändern. Die Internationalisierung des Problems und der ständige Druck auf Europa sind jetzt der einzige Weg, wenn wir nicht viel tragischere Situationen als die am Sonntag erleben wollen.“
Menschenleben werden auf Zahlen reduziert
Als unmenschlich kritisiert hingegen The Press Project die Linie der Regierung:
„Mehr 'Grenzschutz', der Versuch, Turbo-Abschiebungen durchzuführen und neue Lager: Das einzige Ziel der Regierung scheint darin zu bestehen, die Zahl der Abschiebungen zu erhöhen, damit sie diese ihren Anhängern präsentieren kann und die 'Invasoren', wie Entwicklungsminister Adonis Georgiades die Flüchtlinge nennt, nicht während ihrer Regierungszeit sterben. Der Kern dieser Politik besteht jedoch darin, dass Menschen zu Bedrohungen und Zahlen werden. ... So viele in Moria, so viele in besetzten Häusern [im Zentrum von Athen], so viele im neuen Lager. Und wenn wir die Seelen als Mathematik betrachten, wird der Tod neben ihnen, neben uns, lachen.“
Schande für die EU
Der Brand und die Toten sind nicht bloß ein "unglücklicher Vorfall", wie es beschwichtigend aus Athen heißt, bekräftigt Die Welt:
„Tausende Männer, Frauen und Kinder aus verschiedenen Kulturkreisen, zusammengepfercht auf engstem Raum, unter menschenunwürdigen Bedingungen - wen kann es da überraschen, dass etwas passiert? Es ist eine Schande, dass Europa nichts getan hat, um Tragödien wie diese zu verhindern. Die Lage in der Ostägäis zu verbessern, als EU gemeinsam Verantwortung zu übernehmen - das wäre keine Mammutaufgabe. Allein es fehlt der Wille. Denn was zählt, sind sinkende Flüchtlingszahlen. Der Rest bleibt auf der Strecke.“