Wie sicher ist Istanbul vor Erdbeben?
Ein Erdbeben der Stärke 5,8 hat vergangene Woche Istanbul erschüttert. Verletzt wurde niemand. Wissenschaftler warnen jedoch seit einiger Zeit, dass der Region ein starkes Beben bevorsteht, ähnlich dem von 1999, als mehr als 18.000 Menschen starben. Türkische Medien debattieren deshalb, wie es um die Erbebensicherheit der Bosporus-Metropole steht und kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Steuergeld sinnlos verprasst
Seit dem großen Erdbeben von 1999 wird in der Türkei eine Erdbeben-Steuer erhoben. Doch das Geld wird nicht für die Sicherheit ausgegeben, schimpft T24:
„In den vergangenen Tagen wurde enthüllt, dass diese Steuer nicht ihrem Zweck entsprechend genutzt wurde. ... Es ist in Bauaufträge geflossen, die in unbegreiflicher Weise planlos vergeben wurden und die regierungsnahe Bauunternehmer protegieren und stärken sollten. Es ist in Schlösser für neue Sultane geflossen und in deren Flugzeuge und ihren ultra-luxuriösen Lebensstil, in das Bestreben, die Staatsgewalt auf dem Boden der Nachbarländer einzunehmen, und - unter dem Deckmantel der Verteidigungsausgaben - in die Kriegsindustrie und den Waffenkauf.“
Gesellschaft gespalten wie eine Melone
Die Diskussionen um die Erdbebensicherheit führt schmerzhaft vor Augen, wie ideologisch gespalten das Land ist, meint die islamisch-konservative Yeni Şafak:
„Die islamischen Werte, die diese Gesellschaft seit tausend Jahren am Leben erhalten, wurden von einigen Blasphemikern angegriffen! Das ist wirklich unglaublich! In einem Land, das sich einer Melone gleich in zwei Hälften teilt, sobald es um ein so grundsätzliches Thema wie Erdbeben geht, und in dem die islamischen Werte, die die Gesellschaft in ihrer schwersten Zeit zusammschweißen sollten, mit Füßen getreten werden, ist bereits das stärkstmögliche Erdbeben eingetroffen!“