Streiken Kroatiens Lehrer zu Recht?
Die Lehrer in Kroatien haben in dieser Woche ihre seit Mitte Oktober laufenden Proteste ausgeweitet und sind landesweit in den Generalstreik getreten. Er soll andauern, bis die Regierung mit ihnen verhandelt. Diese hatte die Forderung nach rund sechs Prozent mehr Gehalt bisher abgelehnt. Für einige Medien des Landes haben die Lehrer jegliches Maß verloren.
Kinder sind kein Spielball
Schüler als Druckmittel zur Durchsetzung der eigenen Ziele zu nutzen findet Večernji list verwerflich:
„Die Lehrer im Streik sollten sich bewusst sein, dass die Ombudsfrau für Kinderrechte im Recht ist, wenn sie darauf hinweist, dass laut nationalen und internationalen Vorschriften das Interesse der Kinder Vorrang vor allen Aktionen hat, die auch mit Kindern zu tun haben. ... Kinder sind kein Spielball. Amtspersonen, deren Job es ist, sich um ihr Wohl zu kümmern, dürfen sie nicht als Mittel in ihrem Kampf nutzen. Solche Einzelpersonen beschmutzen damit die Arbeit der tollen Lehrer, die mit Kindern arbeiten, nicht weil sie keinen anderen Abschluss geschafft haben, sondern aus Liebe zu ihrem Job. ... Nur solche Lehrer garantieren den Fortschritt der Gesellschaft.“
Eine Frage der Ehre
Beim Streik geht es längst nicht mehr allein ums Geld, beobachtet Jutarnji list:
„Der Streik der Lehrer und Professoren ist in eine Phase gekommen, in der die anfängliche Frage des Lohns, weshalb die Lehrer den Streik begonnen haben, nicht mehr das Wichtigste ist. ... Das Motiv ist nun die Verteidigung der Ehre einer ganzen Profession, der die Erziehung und Ausbildung unserer Kinder anvertraut ist. Die Eltern unterstützen den Streik der Lehrer nicht, damit diese sechshundert, siebenhundert oder tausend Kuna mehr Lohn bekommen, sondern weil ihnen ihre Kinder wichtig sind. Und sie wollen, dass diese von zufriedenen Menschen erzogen und ausgebildet werden, die sich vom materiellen Status her in der oberen Mittelschicht befinden und nicht ihres gesellschaftlichen Ansehens beraubt sind.“