Fußballer als Nazi beschimpft: Spiel abgebrochen
Das gab es noch nie im spanischen Fußball: Am Sonntag entschieden die Schiedsrichter, dass die Zweitliga-Partie zwischen Rayo Vallecano gegen Albacete vorzeitig beendet wird. Rayo-Anhänger hatten wiederholt einen Spieler des gegnerischen Teams beschimpft, dem sie vorwerfen, ein Neonazi zu sein. Werden Äußerungen von Fans in Spanien mit zweierlei Maß gemessen?
Auch Rassismus muss bestraft werden
Die Beleidigungen durch linksextreme Fans dürfen nicht schwerer bestraft werden als die viel häufigeren rassistischen Hassreden rechtsextremer Hooligans, warnt El Periódico de Catalunya:
„In jüngster Vergangenheit gab es häufig Attacken, die nach dem Sportgesetz von 2007 genauso hätten bestraft werden können: von Rassismus und Fremdenhass (gegen Amunike, Eto'o oder Iñaki Williams, um nur ein paar schwarze Spieler zu nennen) über Intoleranz (gegen Piqué oder Messi) bis zu frauenfeindlichem Verhalten oder Aufrufen zur Gewalt. ... Der Vorfall an diesem Wochenende sollte als Präzedenzfall gelten: Es gab in der Vergangenheit wesentlich schwerwiegendere Episoden und Hassreden, die mindestens genauso unannehmbar waren wie die in Vallecas, ohne dass entsprechend hart reagiert wurde. Auf diese Weise mit unterschiedlichem Maß zu messen, ist ungerechtfertigt und inakzeptabel.“
Club-Spitze wollte lästige Fans abkanzeln
Le Courrier vermutet ein doppeltes Spiel hinter der Entscheidung, die Partie abzubrechen:
„Schade, dass dies nie im Fall von offen rassistischen Gesängen, faschistischen Symbolen auf Fahnen und sexistischen Spruchbändern angewendet wurde, die in spanischen Stadien regelmäßig vorkommen. … Die Affäre hat natürlich einen politischen und finanziellen Hintergrund. Für den Eigentümer des Clubs, Raúl Martín Presa, der den Abbruch des Spiels befürwortete, bot sich eine gute Gelegenheit, seine lästigen Fans zu diskreditieren, die sich seit Jahren der Umwandlung ihres Rayo Vallecano in ein lukratives Business widersetzen.“
Ein Stadion ist kein römischer Zirkus
Das harte Durchgreifen sollte Schule machen, findet ABC:
„Die strikte Einhaltung der Normen, die rigorose Anwendung der entsprechenden Strafen gegen wiederholte Hassparolen aus den Fanblocks und die grundlegende Arbeit der Clubs, wild gewordene Subjekte zu identifizieren und aus den Vereinen zu werfen, könnten enorm dabei helfen, diese peinliche Praxis aus den Stadien zu verbannen. Es gibt noch immer Individuen, die glauben, sie würden eine Art römischen Zirkus besuchen, in dem sie die Protagonisten des Spektakels in ihrer Würde und in ihren Menschenrechten verletzen dürfen.“