Schwedens Schülerinnen dürfen Kopftuch tragen
Die schwedische Schulbehörde hat am Montag ein generelles Kopftuchverbot an Schulen für unvereinbar mit der Religions- und Meinungsfreiheit und somit für verfassungswidrig erklärt. Die südschwedische Gemeinde Skurup hatte Ende vergangenen Jahres ein entsprechendes Verbot erlassen, das damit hinfällig ist. Gut so, finden Schwedens Kommentatoren.
Freiheit schützt man nicht mit Verboten
Skurups Alleingang hat sich endgültig als Irrweg erwiesen, resümiert Sydsvenskan:
„Wenn Menschen erleben, dass ihre Rechte beschnitten werden, reagieren sie mit Widerstand. ... Als Skurup im Dezember ein Kopftuchverbot beschloss, führte das nicht dazu, dass die bis dato wenigen Kopftuch tragenden Mädchen ihr Tuch abnahmen. Stattdessen erschienen mehr Mädchen mit Kopftuch. ... Will man die Unterdrückung von Frauen bekämpfen, die zum Tragen eines bestimmten Kleidungsstücks gezwungen werden, dann ist es keine gute Idee, den Frauen just das Tragen dieses Kleidungsstücks zu verbieten. Ob sie ein Kopftuch tragen oder nicht, sollten Frauen und Mädchen frei entscheiden können. Genau das ist der springende Punkt.“
Kinder nicht in Islam-Debatte hineinziehen
Auch Göteborgs-Posten findet die Entscheidung richtig:
„Die Befürworter eines Verbots sehen das Kopftuch als Symbol der Unterdrückung. Ihrer Meinung nach muss der Staat den konservativen muslimischen Werten aktiv entgegenwirken. … Aber viele Jugendliche tragen das Kopftuch freiwillig und sehen es vor allem als kulturelles Symbol. ... Es ist auch nicht gesagt, dass ein Verbot viel gegen Gewalt im Namen der Ehre ausrichten würde, denn diese wächst häufig eher aus Clandenken denn aus der Religion heraus. ... Im Grunde geht es wohl um die Frage, welche Rolle der Islam in Schweden spielt. Diese Diskussion muss geführt werden, zumal viele nur begrenzte Kenntnisse über diese Religion haben. Aber nutzt nicht Kinder für eine Debatte aus, die letztlich von etwas ganz anderem handelt.“