Finnlands Alkoholkontrolle auf dem Prüfstand
Vor gut zwei Jahren wurde die Alkoholgesetzgebung in Finnland etwas gelockert. Dennoch haben sich die Befürchtungen eines steigenden Konsums nicht erfüllt. 2019 lag er vier Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr. Ist es jetzt an der Zeit, auf die gesundheitsliebende Jugend zu vertrauen, das staatliche Handelsmonopol zu lockern und Spirituosen und Wein im Supermarkt zu verkaufen?
Der große Rausch ist passé
Der Konsum wird auch künftig abnehmen, erwartet Keskisuomalainen:
„Früher wurde vor dem Fluch des Schnapses gewarnt, aber trotzdem stieg der Konsum. ... Alkohol hatte eine mythische Stellung in der Gesellschaft. Die Oberschicht genoss feuchtfröhliche Mittagessen, Teil der Arbeiterkultur war die Lohntüte und die Flasche am Freitag. Die Künstler suchten Inspiration im Glas. ... Nun ist das anders. Alkohol ist nicht mehr so gefragt wie früher. An seine Stelle sind das Streben nach einem gesunden Lebensstil und viele andere Dinge getreten. Das Trinken von Alkohol gilt als uncool, geschmacklos und Zeichen von menschlicher Schwäche. Die Jüngeren sorgen dafür, dass der Alkoholkonsum vermutlich auch künftig weiter abnehmen wird. ... Der Fluch des Schnapses verschwindet und das Maßhalten gewinnt.“
Staatsmonopol kippen
Die Finnen haben ein Recht auf mehr Selbstbestimmung, verlangt Iltalehti:
„Spätestens jetzt wäre es an der Zeit zuzugeben, dass die klassische Linie zur Verringerung der durch Alkohol verursachten Schäden nicht mehr funktioniert. Die Reduzierung von Beschränkungen steigert nicht automatisch den Konsum und ein sinkender Konsum verringert nicht gleich die Nachteile. Die finnische Alkoholpolitik und insbesondere die Monopolstellung des Alkoholunternehmens Alko müssen überdacht werden. Der nächste Schritt wäre, im Rahmen einer Reform der finnischen Alkoholgesetzgebung den Verkauf von Wein in Supermärkten zu erlauben. Wenn man irgendeinen Schluss aus der Geschichte ziehen kann, dann jenen, dass dies den Gesamtkonsum durchaus verringern könnte. Statt Bevormundung verdienen die Finnen eine europäischere Alkoholpolitik.“