Russischer Top-Journalist wegen Spionage verhaftet
In Moskau ist der Journalist Iwan Safronow verhaftet worden. Er hatte etwa für Wedomosti mehrfach Skandale und verdeckte Geschäfte in Russlands Rüstungspolitik aufgedeckt. Seit dem Redaktionskonflikt bei Wedomosti arbeitete er als Berater für die staatliche Raumfahrtagentur Roskosmos. Nun wird Safronow Geheimnisverrat an Tschechiens Geheimdienst vorgeworfen. Stirnrunzeln bei den Kommentatoren.
Berichte über heikle Themen unerwünscht
Das sich sonst unpolitisch gebende Wirtschaftsportal RBK sieht den Fall in einer redaktionellen Stellungnahme als drastisches Zeichen für eine immer stärkere Bedrohung der Pressefreiheit:
„Iwan arbeitete erst seit zwei Monaten bei Roskosmos und hatte keinen Zugang zu Geheiminformationen. Das Interesse des FSB gilt also seinen Aktivitäten, als er noch Journalismus machte. Die Beschuldigung ist als Signal an alle Medien und die Gesellschaft insgesamt zu begreifen: Über Geheimnisträger, ob staatlich oder kommerziell, also hochrangige Beamte, Mitarbeiter von Staatskonzernen oder Geschäftsleute, schreibt man besser gar nichts. ... Solche Geheimnissphären gibt es immer mehr. Die Kriterien, welche Informationen als geheim betrachtet werden, sind verwaschen. Alles Mögliche kann plötzlich geheim sein.“
Beweise, bitte!
Wenn an den Vorwürfen etwas dran ist, müssen sie jetzt rasch belegt werden, fordert Margarita Simonjan, Chefredakteurin des Kreml-Senders RT, in ihrem Blog auf Echo Moskwy:
„Ich glaube nicht, dass diese Geschichte von Anfang an gefälscht ist. Es gibt sieben Bände Ermittlungsmaterial. ... Mir ist klar, dass man nach Strafgesetzparagraf 275 leicht zufällig zum Spion werden kann. ... Vor allem einem Journalisten kann das leicht passieren. Ein unvorsichtiges Gespräch mit einem Bekannten, der nebenbei für einen Geheimdienst arbeitet, was du aber nicht weißt - und schon bist du Verräter. ... Aber zufällig dafür Geld bekommen kann man nicht, erst recht nicht regelmäßig. Die Beschuldigung lautet, Safronow habe gegen Geld für Tschechien spioniert. ... Ich denke, um diese unangenehme Hysterie zu dämpfen, muss man jenen Teil der Informationen offen legen, der die Zahlungen belegt.“