Corona: Trump glaubt nun doch an Masken
Nachdem er die Gefahr durch das Coronavirus monatelang kleingeredet hatte, hat Präsident Trump die Menschen in den USA nun zum Tragen von Masken aufgefordert. In einer Pressekonferenz sagte er, die Menschen sollten einen Mund-Nasen-Schutz benutzen, wenn sie die Abstandsregeln nicht einhalten könnten. Woher rührt der plötzliche Sinneswandel?
Reines Wahlkampfkalkül
Trump hat einen neuen Dreh im Wahlkampf entdeckt, beobachtet The Independent:
„Wenn die Zahl der Todesopfer immer weiter steigt, kann der Präsident dann die Menschen dafür verantwortlich machen, dass sie seinem Rat nicht gefolgt sind. Das ist immer noch eine riskante Taktik. Aber Donald Trump ist weder verrückt noch dumm genug, um die Wahl aus Arroganz und Nachlässigkeit zu verlieren. Vielleicht ist es schon zu spät für ihn: Viele Amerikaner werden ihn aufgegeben haben und viele seiner hartnäckigsten Anhänger werden verwirrt sein. Aber Beständigkeit war noch nie eine seiner größten Tugenden. Trumps Aufholjagd hat begonnen und seine Gegner sollten ihn nicht schon wieder unterschätzen. Denn er gewinnt einfach zu gerne.“
Erschreckende Führungsschwäche
Für die Neue Zürcher Zeitung hat Donald Trump seine Chance verpasst:
„Die Angst vor dem Virus bestimmt in den USA wieder den Alltag. Gut drei Monate vor der Wahl kann der Präsident das nicht mehr ignorieren. Vor zehn Tagen wurde er erstmals öffentlich mit einer Maske gesehen - in einem Spital. Nun erklärte er das Tragen des Schutzes in einem Tweet sogar zum patriotischen Akt. Wie viel Aufmerksamkeit die Medien dieser eigentlichen Banalität widmen, weist auf die erschreckende Führungsschwäche des Weissen Hauses in dieser Krise hin. Ob Trump noch rechtzeitig eine Kehrtwende gelingt, ist fraglich. In seinem ersten Corona-Briefing seit April am Dienstag hielt er sich streng an sein Manuskript, konnte aber keine Strategie aufzeigen. Stattdessen schwor er die Bevölkerung auf noch düsterere Zeiten ein, bevor es besser werde.“