Spanien: Wie umgehen mit der Party-Jugend?
In Spanien steigen die Covid-19-Fallzahlen vielerorts wieder stark an. Die Gesundheitsbehörden führen dabei die Hälfte der Neuinfektionen auf Familienfeiern und Partys zurück. Der Leiter des Corona-Krisenstabs, Fernando Simón, warnte speziell die Jugend: "Ihr bringt nicht nur euch selbst in Gefahr, sondern das ganze Land." Die Politik sollte aber nicht mit Verboten reagieren, mahnen Kommentatoren.
Falsche Botschaft auf falschen Kanälen
Die Androhung von Geldbußen wird bei dieser Zielgruppe nicht helfen, erinnert La Vanguardia:
„Viele junge Leute informieren sich nicht mehr über die konventionellen Kanäle - Zeitungen oder die Nachrichtensendungen in Radio und Fernsehen. ... Wenn man will, dass sie die Botschaft erreicht, muss man auf die Kanäle zurückgreifen, die von Heranwachsenden genutzt werden: die sozialen Netzwerke. Instagram, Youtube, Facebook können hier die richtigen Medien sein. Man muss dringend Kampagnen für die Jugend in gut ausgewählten Netzwerken lancieren und dabei ihre Sprache sprechen. Die Kampagnen müssen eine positive Botschaft hinsichtlich der Bedeutung der Schutzregeln vermitteln und dürfen nicht im negativen Sinne nur Bußgelder und Verbote kommunizieren.“
Verbotenes kann man nicht nochmals verbieten
Statt neue Verbote zu erfinden, sollte man bestehende Regelungen zur Abwechslung einfach einmal durchsetzen, konstatiert El Confidencial:
„Spanien ist wohl das Land mit den meisten Gesetzen, die am schlechtesten eingehalten werden. Wobei diese beiden Extreme nicht im Gegensatz zueinander stehen, sondern sich wechselseitig verstärken. Führt die Vielzahl der Regeln zum Gesetzesbruch oder ist es umgekehrt? ... Die Saufgelage auf der Straße sind ein neues Beispiel für dieses doppelte Laster. In den Medien wurde in diesen Tagen immer wieder berichtet, dass einige Regionen darüber nachdenken, die Saufgelage zu verbieten, um das Coronavirus zu stoppen. ... Doch entsprechende Gesetze gibt es bereits seit Jahren. Wie verbietet man das bereits Verbotene?“