Streit um Großfestival in Portugal
Trotz Corona darf auch dieses Jahr das Polit- und Kulturfestival Festa do Avante! in Seixal stattfinden, organisiert von der kommunistischen Partei Portugals (PCP). Gewöhnlich kommen dort um die 100.000 Besucher zusammen. Die Entscheidung hat im Land zu einer hitzigen Debatte geführt: Ungerecht oder ein Schritt in die richtige Richtung unter vorbildlicher Organisation?
Absolut inkongruente Entscheidung
Kommentator André Lamas Leite ist in Público enttäuscht, dass es plötzlich eine Ausnahme geben soll:
„So viele Ereignisse wurden verschoben, die Portugiesen um so viele Opfer gebeten. Während die Wirtschaft zusammenzubrechen droht und die Zahl der Todesopfer eine traurige Erinnerung an die Realität ist, spricht die PCP von Mut. Soviel dazu... Diese Haltung macht mich wirklich traurig, weil ich den Kommunisten im Konzert der Parteien in Portugal viel Bedeutung beimesse. Sicherlich werden wir mit Konzepten für Maßnahmen zur sozialen Distanzierung eingelullt werden. Doch in Wirklichkeit gab es keine Musikfestivals, hielten die anderen Parteien ihre großartigen Treffen nicht ab, haben wir von zu Hause aus unterrichtet... Alles hat sich geändert!“
Jetzt lernen, Kunst und Kultur zu retten
Expresso-Autor Henrique Raposo hingegen findet gleich mehrere Gründe, die für das von Freiwilligen organisierte und etablierte Festival sprechen:
„Wir müssen beginnen, Pilotprojekte mit Publikum umzusetzen, von Fußball bis Konzert. Ohne Publikum machen Kunst und Veranstaltungen szenisch gesehen keinen Sinn und sind nicht rentabel. Doch ohne Kunst und Kultur wird die Gesellschaft sterben. In diesem Sinne scheint mir eine Veranstaltung, die von der Institution organisiert wird, die am meisten an Menschenmassen gewöhnt ist, der beste Weg zu sein. Die organisatorische Kapazität der PCP und der immense Raum [am Veranstaltungsort] Atalaia sind zwei starke Argumente dafür, hier Erfahrungen zu sammeln.“