Antisemitische Attacken in Graz
Die Polizei hat einen Mann festgenommen, der mehrere antisemitische Straftaten in Graz begangen hat. Unter anderem hatte er den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde angegriffen und die Synagoge beschmiert. Da der geständige Täter ein seit 2013 in Österreich lebender Syrer ist, diskutieren die Medien des Landes darüber, wie Antisemitismus in einer Migrationsgesellschaft bekämpft werden sollte.
Der Hass war fast ausgestorben
Auch von Geflüchteten muss man Toleranz einfordern, mahnt die Tageszeitung Die Presse:
„Österreich haftet nicht nur aufgrund des Holocaust für seine jüdischen Bürger und Einrichtungen, sondern weil der Antisemitismus, ein noch vor wenigen Jahren im Aussterben erhoffter absurder Hass, wieder zunimmt, wie so gut wie alle Studien und Umfragen zeigen. ... Man muss nicht rechts außen positioniert sein, um die Wahrheit festzuhalten: Mit den großen Flüchtlingsbewegungen wurde natürlich auch weiterer Antisemitismus importiert. Mit dieser Tatsache müssen wir genauso umgehen wie mit dem eigenen 'autochthonen' Antisemitismus aus dem deutschnationalen und übrigens manchmal auch erzkatholischen Eck ... Wir werden im Zuge der Integration von jenen, die einen positiven Asylbescheid in der Tasche haben, ebenso volle Toleranz für und Respekt vor Juden und unserer liberalen Lebensweise erfordern müssen.“
Kein importiertes Problem
Der Standard hofft, dass das Problem des Antisemitismus in Österreich nun endlich ernst genommen wird:
„Es wird dabei nicht reichen, den Schutz jüdischer Einrichtungen wie angekündigt zu verstärken. Wie Integrationsministerin Susanne Raab bei der Pressekonferenz betonte, gibt es einen hohen Anteil antijüdischer Vorurteile unter muslimischen Jugendlichen. ... Und die am Montag von der Regierung beschworene Verpflichtung, gegen Antisemitismus aufzustehen, muss auch garantiert sein, wenn es Täter ohne migrantischen Hintergrund betrifft. ... Dementsprechende Konzepte müssen jetzt schnell umgesetzt werden - erfinden muss man sie eigentlich nicht mehr. Denn radikales Gedankengut wird nicht nur 'importiert'. Es ist ein Problem, das älter ist als diese Republik.“