USA: Was verrät das Duell der Vizekandidaten?
Nach der vielbeachteten TV-Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden am 29. September waren diesen Mittwoch die Vizepräsidentschaftskandidaten Mike Pence und Kamala Harris an der Reihe, sich im Fernsehen den US-Wählerinnen und -Wählern zu präsentieren. Pressestimmen würdigen den zivilisierten Tonfall, sind sich aber uneins über die Tragweite des Gesprächs.
Das Problem der US-Politik ist Trump
Politiken schöpft angesichts des Duells Hoffnung:
„Diese Debatte war um Äonen mehr einer Jahrhunderte alten Demokratie wie den USA würdig, als die Debatte zwischen Trump und Biden letzte Woche. Der Unterschied zwischen den beiden Duellen zeigt, dass das Hauptproblem amerikanischer Politik einen Namen hat: Donald J. Trump. Wenn man den Präsidenten von der Bühne entfernt, stellt sich beinahe automatisch ein viel höherer Grad an Normalität ein. Das ist ein Grund zur Freude. Denn so kann die amerikanische Politik vielleicht einigermaßen normalisiert werden, wenn Trump die Wahl im November verliert, so, wie es die Meinungsumfragen in den letzten Monaten vorhersehen.“
Vielleicht werden sie nicht Vize bleiben...
Spotmedia beschäftigt besonders der Aspekt der Vertretung des Präsidenten:
„Die vielleicht interessanteste Frage, die die Journalistin Susan Page von USA Today als Moderatorin des Duells gestellt hat, war, ob Pence und Harris mit ihren Chefs die Möglichkeit diskutiert haben, während ihrer Amtszeit deren Platz einzunehmen, falls etwas passieren sollte; zumal beide schon ein fortgeschrittenes Alter haben: Joe Biden ist 77, Donald Trump 74 Jahre alt. Kamala Harris bejahte, sie habe diesen Aspekt oft mit Joe Biden diskutiert, und dass eine Vereinbarung zwischen beiden im Hinblick auf eine mögliche Krise existiere. Mike Pence vermied die Antwort und gab damit zu verstehen, dass er ein solches Thema mit Donald Trump nicht diskutieren könne.“
Dieser Niedergang kann lange dauern
Corriere del Ticino sieht keinen großen Unterschied zwischen den Kandidaten - und meint, die USA befänden sich ohnehin im Niedergang:
„Ein Niedergang, der lange dauern kann - siehe Römisches Reich. Mit einer amerikanischen Armee, die immer noch die mächtigste der Welt ist, die Kriege gewinnt, aber den Frieden verliert (Beispiel: Irak). Mit einer innovativen Kraft im Bereich Technologie, die zwar von China bedroht, aber derzeit noch nicht überholt wird. Als immer noch bedeutende Wirtschaftsmacht, die das Privileg einer Reservewährung hat. Doch sind die USA unglücklicherweise ein zersplittertes Land, geschwächt und mit Extremismus und Stammesfehden konfrontiert, die das Land auseinanderreißen. ... Ein Bild beunruhigender Schwächen, das für den Rest der Welt Zeiten der Unsicherheit einläutet.“