Hat China das Virus besiegt?
Zumindest den offiziellen Zahlen nach liegt die Ansteckungsrate in China extrem niedrig. Während der sogenannten Goldenen Woche feierten Millionen Chinesen den Nationalfeiertag und das Mondfest mit Inlandsreisen. Mobilität und Konsum steigen. Der starke Kontrast zur zweiten Welle in Europa beschäftigt die Presse.
Wie zwei verschiedene Planeten
Die Menschen in China scheinen auf einmal gegen das Virus immun zu sein, wundert sich Corriere del Ticino:
„Angesichts der aktuellen Bilder wirkt es, als befände sich das Land auf einem anderen Planeten: Menschenmassen, dichtgedrängt in Peking, Shanghai und anderen Metropolen, Kolonnen entlang der Großen Mauer - sozialer Abstand gleich null und der Mundschutz optional. Ganz zu schweigen vom Reise- und Einkaufsboom im ganzen Land. ... Eine paradoxe Situation, bedenkt man, wie alles vom chinesischen Epizentrum Wuhan ausging. … Während also die europäischen Volkswirtschaften kämpfen, um eine weitere Abschottung zu vermeiden, die zu diesem Zeitpunkt tödlich wäre, ist es wahrscheinlich, dass das chinesische BIP gerade im Jahr 2020 steigt, insbesondere dank der sprunghaften Zunahme der Exporte von medizinisch-sanitären Produkten.“
Asiens Covid-Autoritarismus ist erfolgreich
Wedomosti erinnert daran, dass neben China auch andere ostasiatische Länder wie Japan, Südkorea, Vietnam und Singapur dank radikaler Einschränkungen Erfolge bei der Covid-Bekämpfung erzielten:
„Einige von ihnen sind weitaus demokratischer als China. Doch dieser Demokratismus ist während der Epidemie verraucht. Er wurde durch landesweite und (im Vergleich zur westlichen Welt) strenge Disziplin ersetzt. Bei dieser Mobilisierung wurden die gesamtgesellschaftliche Beachtung der Quarantänemaßnahmen und der Anstand der einzelnen Bürger von scharfen Strafen (etwa für Maskenverweigerer) und dem elektronischen Nachverfolgen ausnahmslos aller Erkrankten und Infizierten flankiert - und bei Bedarf auch noch von lokalen Lockdowns. Aber wir empfinden digitale Verfolgung doch als Neototalitarismus, nicht wahr?“