Die Slowakei testet durch
In der Slowakei sind am Wochenende etwa drei der fünf Millionen Einwohner des Landes auf eine Corona-Infektion getestet worden. Die ungewöhnliche Aktion, die am kommenden Wochenende fortgesetzt werden soll, wurde auch im Ausland aufmerksam verfolgt - könnte sie doch womöglich als Vorbild dienen. Das Echo in der Landespresse fällt sehr verschieden aus.
Ein bisschen aufatmen
Új Szó zieht, wenn auch mit Einschränkungen, eine positive Bilanz:
„Wenn wir davon ausgehen, dass die Schnelltests aufgrund des fünftägigen Fensters [bis sie das Virus nach einer Infektion nachweisen können] nur ein Drittel der positiven Fälle erfassen, liegt die Infiziertenquote bei 3 Prozent. Das ist keine ermutigende Erkenntnis, diese Zahl kann sich leicht innerhalb einer Woche verdoppeln und weiter stark wachsen. Parallel dazu nähmen der Druck auf das Gesundheitswesen und die Todeszahlen zu. Andererseits konnte man diese Gefahr [mit dem Massentest] einstweilen abschwächen: Es gibt mehrere tausend symptomfreie Infizierte, die das Virus nicht mehr weitergeben werden. Die Gefahr eines vollständigen Lockdowns ist aber nicht vorbei. Wir können nur ein bisschen aufatmen. ... Mit unserer verantwortungsvollen Haltung haben wir am Wochenende das Leben vieler Menschen gerettet.“
Ein kleines Wunder
Denník N lobt den Verlauf der Tests:
„Die relativ reibungslos abgelaufenen Tests an Millionen von Menschen sind ein großer Erfolg der Regierung. Premierminister Igor Matovič ist zu Recht zufrieden, obwohl das Ergebnis nicht so sehr eine Folge seiner organisatorischen Fähigkeiten ist. Er wurde vielmehr von lokalen Verantwortlichen, Freiwilligen und teilweise Ärzten aus dem Ausland gerettet. ... Dennoch kommt die ganze Aktion einem Wunder gleich. Aber das sagt noch nichts über den Erfolg der Tests im Kampf gegen die Epidemie aus. ... Die tatsächlichen Resultate werden wir erst in 14 Tagen zuverlässig kennen.“
Krise rechtfertigt kein diktatorisches Gebaren
Die Begeisterung von Aktuality.sk hält sich in Grenzen:
„Viele nahmen nur aus Angst vor Zwang an den Tests teil. Denn immerhin ist jetzt die Freiheit derer, die sich nicht testen ließen, beeinträchtigt [sie dürfen erst einmal nicht zur Arbeit gehen und bekommen den Lohnausfall nicht bezahlt]. Wenn der Verdacht besteht, dass die Regierung ein Umfeld schafft, das unsere Rechte und Freiheiten verletzt, müssen wir uns verteidigen. ... Dies sollte sowohl von den Kritikern dieser Regierung als auch von ihren Unterstützern verstanden werden. Trotz der Krisensituation muss der Staat innerhalb gesetzlicher Grenzen arbeiten - andernfalls ist er kein Rechtsstaat, sondern eine Diktatur.“