Rumänien: Ist Pilgern in der Pandemie wahnwitzig?
Wegen hoher Infektionszahlen im rumänischen Kreis Constanța haben die Behörden die dort jährlich stattfindende Pilgerfahrt zur Höhle des Heiligen Andreas verboten. Der zuständige orthodoxe Erzbischof Teodosie will davon jedoch nichts wissen und rief am Wochenende die Gläubigen auf, am 30. November zur Pilgerstätte zu kommen. Dort würden die Menschen geheilt, sagte er.
Natürlich will man jetzt für die Gesundheit beten
Historiker Marius Oprea zeigt im Nachrichtenportal Mediafax Verständnis für den Wunsch, die Pilgerfahrt stattfinden zu lassen:
„Der Heilige Andrei ist nicht irgendein 'Heiler', vor dem sich die 'Reliquienküsser' bekreuzigen würden, wie viele im Internet schreiben. ... Er ist der geistige Schutzpatron der Rumänen, er ist der Apostel Christi, der dieses Volk zum Christentum bekehrt hat. Alle großen Woiwoden trugen in den Kriegen mit den Türken Flaggen, die den Heiligen Andrei zeigten, den Beschützer der Rumänen. Gerade in Zeiten der Pandemie den Wunsch der Gläubigen zu ignorieren, an der Grotte für ihre Gesundheit und für ihr Land zu beten, übertrifft noch das Verbot der Pilgerfahrt für die Heilige Paraskeva. ... Wer zu dieser Pilgerfahrt kommt, betet nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für sein Land, das gerade einer schweren Prüfung unterzogen wird.“
Da braucht es keinen Impfstoff mehr
Journalist Victor Pitigoi hat in Spotmedia nur Spott für den Erzbischof und die Pilger übrig:
„Wenn Erzbischof Teodosie wirklich glaubt, was er sagt, dann sollten alle Forschungen an einem neuen Corona-Impfstoff sofort weltweit eingestellt werden. Die Gläubigen sollten überzeugt werden, nur noch mithilfe von Pilgerfahrten zu gesunden. Zu einer solchen Pilgerfahrt sollten auch der Premier, der Präsident und - unbedingt - das Kirchenoberhaupt, Patriarch Daniel, kommen. Nicht zu reden davon, dass der Erzbischof [Teodosie] von Tomis es verdient hätte, umgehend für den Nobelpreis vorgeschlagen zu werden.“