Corona: Wie können wir psychisch gesund bleiben?
Wissenschaftler der Uni Basel haben die psychischen Auswirkungen der Corona-Krise in 78 Ländern untersucht. Rund zehn Prozent der Befragten gaben an, dass Stress, Pessimismus und Depressionen signifikant zugenommen haben. Insbesondere in den USA, Italien und der Türkei leiden Menschen demnach unter der Krise. Kommentatoren suchen nach Auswegen.
Wie gelähmt
Der Lockdown hat die Seele der Menschen angegriffen, beschreibt der Soziologe Giuseppe De Rita in Corriere della Sera seine Beobachtungen:
„Der erste Eindruck ist der eines Volkes 'in Trance', das andere Menschen und Dinge kaum mehr wahrnimmt und es vorzieht, sich in die eigene kleine Welt zurückzuziehen. Von der optimistischen Vitalität des ersten Lockdown ist nichts mehr zu spüren. An ihre Stelle ist eine lähmende Ungewissheit getreten: nicht nur über den Zeitpunkt einer möglichen Überwindung der Krise, sondern auch über die Regeln und Zwänge des täglichen Verhaltens. … Die Menschen scheinen gleichgültig gegenüber Hoffnungen und gemeinsamen Zielen zu sein, sie beschränken sich auf die Angst vor der Ansteckung, interessieren sich nur für den Verlauf der Infektionskurve, dafür, wie man die Infektionen bekämpfen kann, und für die Impfbereitschaft.“
Roboter können Leben retten
In Japan werden sogenannte Lovots derzeit immer beliebter. Die kleinen Roboter mit den großen Augen können umarmen, Daten aufnehmen und gerade Ältere und Demente schützen, weil sie gesundheitliche Probleme melden. Expressen macht sich für ihren Einsatz auch in Europa stark:
„Viele ältere Menschen leben zu Hause. Einige haben Angst, nicht um Hilfe rufen zu können, wenn sie plötzlich krank werden oder fallen. Die Lösung ist heute ein Sicherheitsalarm, ein hässliches Armband mit einem großen roten Alarmknopf; eine ständige Erinnerung an die eigene Schwäche und die Gefahren des Alltags. ... Die Pandemie liefert weitere Argumente für Roboter. Die Notwendigkeit, Abstand zu halten, bleibt wahrscheinlich auch nach der Impfung. Neue Pandemien sind wahrscheinlich. ... Im Kampf um unsere körperliche Gesundheit können wir die Hilfe von Robotern in Anspruch nehmen, ob seelenlos oder nicht.“
Wieder an die Menschen heranzoomen
Statt täglich eine Überdosis an Statistiken zu liefern muss die Corona-Berichterstattung stärker die Alltagsdetails beleuchten, mahnt der Schriftsteller und Journalist David Trueba in El País:
„Wenn wir nicht die Lust wiederfinden, die Lebensgeschichten der Menschen zu erzählen, steuern wir auf eine ziemlich verantwortungslose und grausame Welt zu. Wenn wir nicht die enorme Bedeutung der bedeutungslosen Dinge erkennen, könnten wir den Fehler begehen, die Wirklichkeit aus der Perspektive eines Satelliten oder einer Drohne wahrzunehmen, mit dieser absoluten Gleichgültigkeit gegenüber den Einzelheiten. ... Wir erzählen die Pandemie falsch, weil wir eine abstrakte und allgemeine Angst verbreiten, statt einen gewissen Grad von Normalität zu finden, um uns daran gewöhnen zu können, mit ihr zu leben.“