Rechtsextreme stark in Katalonien - warum?
Nach der Wahl in Katalonien zieht mit Vox erstmals nach 1982 wieder eine rechtsextreme Partei ins Regionalparlament ein. Sie erreichte aus dem Stand 7,7 Prozent, kommt auf elf Sitze und überholte damit auch die konservative Volkspartei (PP), die nur drei Sitze erhielt. Vox hatte unter anderem eine Kampagne gegen die "Islamisierung Kataloniens" geführt. Kommentatoren erörtern die Gründe für den Erfolg.
Die Rechten zu sehr hofiert
Die etablierten Parteien haben Vox den Weg geebnet, ärgert sich El Periódico de Catalunya:
„Viele Jahre war Spanien eine Ausnahme innerhalb der europäischen liberalen Demokratien, weil in den Institutionen keine rechtsextreme Partei vertreten war. Nun ist das Gegenteil der Fall: Während man in Ländern wie Deutschland oder Frankreich verstanden hat, dass ein Instrumentalisieren der Rechtsextremen diese noch bestärkt, versuchen in Spanien beide Seiten des ideologischen Spektrums, Profit aus dem Aufkommen von Vox zu schlagen. Auf der rechten Seite hat die PP peinliche Pakte geschlossen und auf gemeinsamen Demos posiert, bis man einsah, dass es die Rechtsextremen beflügelt, wenn man ihren Argumenten einen Anstrich von Normalität verleiht. Und auch die Linke hat versucht, Vox als Schreckgespenst zu instrumentalisieren, um die rechten Parteien zu spalten.“
Separatismus war der beste Dünger
Das katalonische Unabhängigkeitsstreben hat den spanischen Nationalismus befeuert, stellt die Madrid-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung Karin Janker fest:
„Schon verspricht Vox-Chef Santiago Abascal, seine Partei werde bald 'stärkste nationale Kraft in Katalonien'. Und er könnte recht behalten ... Er weiß, dass der beste Boden für seinen Nationalismus jene politische Starre ist, zu welcher der Separatismus geführt hat, indem er die Gesellschaft in zwei Lager spaltet: diejenigen, die für ein unabhängiges Katalonien sind - und alle anderen. Der Triumph der Rechten in Katalonien ist die Folge eines gefährlichen Aufschaukelns. ... Dabei sah es lange so aus, als hätten die Rechtspopulisten in Katalonien keine Chance. ... Doch die Partei von Abascal hatte Zeit zu wachsen: Der Unabhängigkeitsprozess war ihr fruchtbarster Dünger.“