Griechenland: Empörung über prügelnde Polizisten
In Athen hat es am Sonntag erneut Proteste gegen Polizeigewalt gegeben. Auslöser war ein Video von einer Coronamaßnahmen-Kontrolle, in dem ein Polizist mit einem Schlagstock auf einen Mann einprügelt. Während die zuständigen Beamten das Verhalten damit rechtfertigten, angegriffen worden zu sein, erklärte die Polizeigewerkschaft das Vorgehen für unzulässig. Kommentatoren betrachten die Entwicklung mit Sorge.
Wie im Erdoğan-Regime
Die Demokratie in Griechenland ist in Gefahr, warnt der EU-Abgeordnete der linksgerichteten Syriza, Stelios Kouloglou, auf TVXS:
„Sind die Polizisten von selbst so übermütig geworden oder haben sie den Befehl, sich so zu verhalten? Es ist wahrscheinlich eine Kombination von beidem. Sicher ist, dass solche Bilder exzessiver und unkontrollierbarer Gewalt direkt an Erdoğan und andere antidemokratische Regime denken lassen. Die Polizei im Westen versteht keinen Spaß - aber sie handelt stets nach bestimmten Regeln und vermeidet unnötige Zusammenstöße mit den Bürgern. ... Doch [Bürgerschutzminister] Michalis Chrysochoidis hat schnell ein paar tausend Polizeikräfte rekrutiert, alle unausgebildet, ein paar sind Anhänger der Goldenen Morgenröte und einige, wie sich herausstellte, ohne sauberes Strafregister. “
Bitte kein Spiel mit dem Feuer
Die regierungsnahe Kathimerini mahnt zur Ruhe:
„Die Dritte Hellenische Republik hat kürzlich einen historischen Stresstest bestanden. Ihre Institutionen haben die Verwüstungen des Bankrotts durchgemacht. Sie waren erschüttert, aber sie sind nicht zusammengebrochen. Jetzt suchen einige Leute nach Gründen, um ihre Fantasien von einem Bürgerkrieg zurückzubringen und die Bühne für Auseinandersetzungen zu bereiten. Demgegenüber sollten jetzt alle politischen Parteien Reife zeigen. Wer auch immer daran denkt, mit dem Feuer zu spielen, wird der erste sein, der brennt. Die griechische Gesellschaft befasst sich mit anderen Themen und hat andere Werte als diese Leute und wünscht sich eine Rückkehr zur Normalität.“