Macron battelt sich auf Youtube - was tut er da?
Macron hat die Youtuber und Influencer Mcfly et Carlito ein Video mit ihm im Elysée-Palast drehen lassen. In dem über 10 Millionen Mal angeschauten "Anekdoten-Contest" verwendet Macron auch umgangssprachliche Ausdrücke. Biedert sich der Präsident damit bei den Bürgern und insbesondere der Jugend an, oder steckt da noch viel mehr dahinter?
Demütigung des Amtes
Das Staatsoberhaupt macht eines seiner zentralen Vorhaben zunichte, kritisiert Le Figaro:
„Das Anekdotenvideo gereicht weder der Politik, noch den Influencern, noch der Jugend zur Ehre. … Zu Beginn seiner Präsidentschaft hat Macron etwas eingeleitet, was man als Imagereform für das Amt des Präsidenten bezeichnen könnte. Er versuchte, der Funktion wieder Prestige, Größe, Erhabenheit und Exklusivität zu verleihen. Der Präsident repräsentiert Frankreich und alle Franzosen, und deshalb kann er sich nicht wie ein x-beliebiger Minister oder Abgeordneter verhalten. … Macron hat dieses Versprechen im Verlauf seiner Präsidentschaft jedoch verraten, bis hin zu dieser unglaublichen PR-Aktion, die - so viel ist sicher - einen historischen Präzedenzfall unserer politischen Geschichte darstellt.“
Der Präsident als Chamäleon
Frankreichs Präsident baut seine Macht geschickt aus, analysiert Le Monde:
„Dieses bewusst inszenierte Unterhaltungsvideo ist die Vollendung eines von Macron seit 2017 zur Zementierung seiner Macht angestrebten Prozesses der Entpolitisierung und des Verdrängens von Vermittlungsinstanzen. In die gleiche Kerbe schlug am Mittwoch auch die Teilnahme von Innenminister Gérald Darmanin an einer Demonstration von Polizisten, die, freilich in einem ganz anderen Stil, ebenfalls vom Auslöschen des Politischen zeugt. Die Kategorien werden verwischt. Das ist gegen die Spielregeln und kann Schwindel erregen, doch der Präsident als Akteur, Spieler und Verführer sammelt dabei einem Chamäleon gleich Punkte durch seine Agilität und bietet den oft desorientierten Oppositionsparteien wenig Angriffsfläche.“