Macron in Kigali: Wegweisende Schritte?
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat bei einem Besuch in Ruanda eine Mitverantwortung seines Landes beim Völkermord im Jahr 1994 eingeräumt. Sein Land sei "an der Seite eines Völkermord-Regimes“ geblieben, jedoch "kein Komplize" der Verbrechen und der Täter gewesen. Im März hatten Historiker Macron einen von ihm beauftragten Ruanda-Bericht übergeben.
Das wird nicht reichen
Vor elf Jahren hatte der damalige belgische Premier Guy Verhofstadt das ruandische Volk um Vergebung gebeten. Frankreich hat hier noch ein Stück Weg vor sich, glaubt Le Soir:
„Der Kaltblüter Macron hat ein Jahr vor den Wahlen keinen solchen Schritt gewagt. Er ist kein Heiler, sondern ein Politiker, und Kigali macht sich da nichts vor. Wetten wir jedoch, dass die französische Zivilgesellschaft, die der ruandische Präsident gewürdigt hat, die Wahrheitsfindung weiter vorantreiben wird. Das ist dringend notwendig. Für Ruanda, das sich außerhalb des französischen Orbits wiederaufgerichtet hat, aber auch für die Beziehungen zwischen Frankreich und seinen ehemaligen Kolonien in Afrika. Seit sie unabhängig geworden sind und bis heute: Die 'Françafrique'-Länder bleiben unter den am stärksten benachteiligten.“
Vorbild für ganz Europa
Europa im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen sollten sich an Macron ein Beispiel nehmen, findet die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„In der Tat ist nicht zu übersehen, dass der Präsident den französischen Einfluss in Afrika vergrößern will. Das ist aber nicht illegitim, es sollte Vorbild für ganz Europa sein. Nicht selten zeigen Afrikas Probleme Wirkung bis in die EU hinein (Migration, Terrorismus). Und zu selten zeigen Afrikas Potenziale Wirkung bei uns (Handel, Investitionen). Trotz vieler Schwüre auf Afrika-Konferenzen ist gerade das deutsche Engagement auf diesem riesigen Kontinent vor Europas Haustür gering im Vergleich zu dem in Amerika oder Asien. Das sollte sich ändern, Macron hat recht.“