Wie Tschechien und Deutschland aufeinander zugehen
Als erster deutscher Bundespräsident hat Frank-Walter Steinmeier bei seinem derzeitigen Besuch in Tschechien die tschechoslowakischen Attentäter auf den NS-Schlächter Reinhard Heydrich 1942 geehrt. Die beiden Länder wären jetzt bereit für weitergehende Verständigung, finden tschechische Beobachter.
Nun sollte auch ein Zugeständnis aus Prag folgen
Höchste Zeit für die Tschechen, einen Schritt auf die Deutschen zuzugehen, merkt Deník an:
„Steinmeiers bewundernswerte Geste bringt die tschechisch-deutschen Beziehungen wieder einen großen Schritt weiter. Unsere großen Helden sind damit auch zu Helden für die Deutschen geworden. Wir sollten darüber nachdenken, ob wir nicht von unserer Seite einen ähnlichen Schritt tun könnten. Wir könnten beispielsweise die Tatsache anerkennen, dass wir Tschechen neben Kriegshelden auch Nachkriegsverbrecher hatten, die in Friedenszeiten deutsche Männer, Frauen und Kinder umbrachten. Wir sollten Nachkriegsmörder Mörder nennen und diese Taten nicht mehr hinter dem nebelhaften 'Recht auf Vergeltung' verstecken.“
Den Blick auch nach vorn richten
Neben der wohltuenden Vergangenheitsbewältigung sollten Berlin und Prag viel häufiger gemeinsame Zukunftsvisionen entwerfen, findet Hospodářské noviny:
„Es ist gut, dass Tschechien mithilfe der deutsch-tschechischen Erklärung die Vergangenheit mit Deutschland abgeschlossen hat. Aber es ist nicht gut, dass beispielsweise in den jährlichen Debatten und Treffen des tschechisch-deutschen Gesprächsforums meist die Vergangenheit thematisiert wird, nicht die gemeinsame Zukunft. Das macht eigentlich nur die Wirtschaft, denn die tschechische Ökonomie ist eng mit der deutschen verbunden. Eine umfassendere Betrachtung gibt es aber nicht. Dabei könnten auf diese Weise die relativ europaskeptischen Tschechen für die europäische Zukunft gewonnen werden, die vor allem in Berlin gestaltet wird.“