Moskau: Komiker wegen Russen-Beleidigung verurteilt
Der belarusische Komiker Idrak Mirsalisade wurde in Moskau zu zehntägigem Arrest verurteilt und als "unerwünschte Person" lebenslang des Landes verwiesen. Den Richtern zufolge hatte er bei einer TV-Talkshow die Russen als Ethnie beleidigt, als er mit deftigen Worten über Vorurteile gegen Nicht-Slawen bei der Wohnungssuche witzelte.
Bestraft wird nur Spott über die Mehrheit
Witze und Diskriminierung sind in Russland eben nur in Bezug auf Minderheiten geduldet, analysiert G4Media.ro:
„Viel gravierender [als der Witz des Komikers] ist die Haltung vieler Russen Minderheiten gegenüber, vor allem jenen, die aus der Kaukasus-Region kommen. Im Extremfall kam es hier zu Gewalt, die in den 2000er-Jahren in einigen russischen Städten bis hin zum Mord reichte. Auch Schwarze Personen gehören zu den Opfern. … Mit anderen Worten ist politische Inkorrektheit in Russland die Regel. Mit einer Ausnahme: Sie ist nicht nur inakzeptabel, sondern wird sogar zur Straftat, die zur Ausweisung von Ausländern führen kann, sobald man es wagt, über die Ethnie der Mehrheit zu spotten.“
Eine Humorpolizei wäre tragisch
Selbst ein so geschmackloser Gag - es kam eine eingekotete Matratze des Vormieters darin vor - darf nicht behördlich bestraft werden, warnt Echo Moskwy:
„Schlechte Witze zu machen ist kein Verbrechen. Für fehlenden Humor und Geschmack kann man niemanden verfolgen. Sonst müssen wir uns eingestehen, dass Staat und Polizei ein höheres Verständnis davon haben, was witzig ist und was nicht. Und Uniformträger werden zur Hauptmoralinstanz für geistige Werte. Bleibt noch, eine Liste zu erstellen, worüber man Witze reißen darf und worüber nicht. ... Russland ist ein Land für Missmütige. Das hat nicht der Komiker Mirsalisade gesagt, das wissen wir lange selbst. Wenn man den Humor verbietet - auch nur den schlechten - werden die größten Dummheiten eben mit ernster Miene begangen.“