Spanien und Katalonien: Reden ja, Annäherung nein
Spaniens Premier Pedro Sánchez hat am Mittwoch Kataloniens Ministerpräsident Pere Aragonès in Barcelona getroffen, um nach eineinhalb Jahren Pause den Dialog zum Autonomiestreit fortzusetzen. Einziges Ergebnis war, dass man die Gespräche trotz gegensätzlicher Positionen fortsetzen wolle. Der radikalere Junior-Koalitionspartner der katalanischen Separatisten-Regierung Junts boykottierte das Treffen.
Reine Propaganda
ABC sieht nichts als ein machtpolitisches Ablenkungsmanöver:
„Niemand weiß, worüber sie wirklich geredet oder welche Agenda sie vereinbart haben, nichts ist über den zeitlichen Rahmen, die Tagesordnung des kommenden Treffens oder darüber, wann es stattfinden soll, bekannt. Nichts. Dieser 'Dialog' ist nichts als ein Propaganda-Akt, der die eigentlichen Beschlüsse vor den Spaniern verstecken soll, auf die sich Sánchez und Aragonès heimlich geeinigt haben, um sich gegenseitig an der Macht zu halten. ... Dabei behalten sie die Botschaften an ihre eigenen Fangemeinden bei, ohne die geschlossene Allianz zwischen den [Spanien regierenden] Sozialisten und der [in Katalonien regierenden] ERC zu gefährden.“
Hat denn jemand einen besseren Vorschlag?
Diejenigen, die den Dialog ablehnen, bieten keine Alternative, stellt Chefredakteur Ignacio Escolar in eldiario.es fest:
„Man kennt die Position von Junts und CUP [separatistische Parteien], die nach wie vor eine unilaterale Unabhängigkeitserklärung verteidigen. Das Ergebnis wäre absehbar. Was man 2017 probierte, würde sich offensichtlich wiederholen. Wieder Häftlinge, keine internationale Anerkennung, Ablehnung durch die eine Hälfte der Katalanen und Frust bei der anderen. Man kennt auch die von der spanischen Rechten favorisierte Alternative, die der harten Hand, des autoritären Vorgehens und der Rezentralisierung des Staates. Man sollte daran erinnern, dass genau diese Haltung zum guten Teil der Grund für die heutige Lage ist.“