Türkei: Studenten finden keine Wohnungen
Seit dem Semesterbeginn an den türkischen Universitäten Mitte September übernachten Studenten landesweit in Parks, um gegen den Mangel an Wohnheimbetten und die überteuerten Mieten für die verfügbaren Plätze zu protestieren. Die Landespresse erläutert, woher das schon viele Jahre bestehende Problem rührt.
Ersatzheime sind Rekrutierungsorte für Islamisten
Die Erdoğan-Regierung begünstigt den Wohnheimmangel, kritisiert Gazete Duvar:
„[Sie betreibt] eine Politik, in der sich der Staat so weit wie möglich aus dem Bereich des Lebensunterhalts herauszieht und auch der Wohnungsbau privatisiert wird. Zweitens spielte die Privatisierung den Islamisten in die Hände. ... Durch islamische Bruderschaften und Gemeinden verwaltete Heime vermehrten sich wie Unkraut und begannen, ihre Dienstleistung viel billiger anzubieten. Diese Wohnheime sollen die arme Jugend einfangen. ... Kurz gesagt: Das aktuelle Wohnungsproblem der Studierenden fußt auf der Privatisierung, die Kinder aus armen, einkommensschwachen Familien zu leichter Beute für verschiedenste Gruppen gemacht hat.“
Anders wohnen ist schlicht zu teuer
Die wirtschaftliche Krise in der Türkei hat ein altes Problem verschärft, führt Sözcü aus:
„Obwohl in 20 Jahren AKP-Regierung die Zahl der Wohnheimbetten von 200.000 auf 720.000 erhöht wurde, setzt sich der Mangel unverändert oder sogar verstärkt fort. ... Durch die hohen Lebenshaltungskosten und Arbeitslosigkeit ist die Zahl der Studenten, die sich für ein privates Wohnheim entscheiden oder eine Wohnung anmieten, stark zurückgegangen. Das hat die Belastung der staatlichen Wohnheime erhöht. Das zuständige Ministerium wurde bei der Wiedereröffnung der Universitäten unvorbereitet ertappt. ... Der verehrte [Jugend-] Minister sollte aufhören, gegen die Opposition auszuteilen und stattdessen diesen jungen Menschen Hoffnung geben und Übergangslösungen schaffen, bis eine dauerhafte Lösung gefunden ist.“