Frankreich: Kirche will Fonds für Missbrauchsopfer
Die französische Bischofskonferenz hat auf ihrer Herbstvollversammlung im Wallfahrtsort Lourdes die Gründung einer Einrichtung zur Anerkennung der Opfer von Misshandlung und sexualisierter Gewalt durch Geistliche beschlossen. Im Rahmen dessen will die Kirche die Betroffenen auch über einen Fonds entschädigen und dafür Immobilien verkaufen. Kommentatoren sind beeindruckt.
Vorbildliche Aufarbeitung
Die Franzosen haben den Ernst des Missbrauchsproblems später als andere katholische Gemeinschaften erkannt, aber sie nehmen es ernst, lobt La Stampa:
„Die Bischofskonferenz von Lourdes hat beschlossen, alle Opfer zu entschädigen. ... Und sie hat einen Prozess der kritischen Reflexion über die Art und Weise eingeleitet, in der die französische Kirche bisher geleitet wurde, und zwar durch Arbeitsgruppen, die von einem Nicht-Kleriker koordiniert werden. ... Der Gedanke, der hinter diesem Vorschlag steht, liegt auf der Hand: Wenn die bisher angewandten Methoden zu einer so tiefgreifenden und systemischen Verfehlung des Klerus geführt haben, dann ist etwas nicht in Ordnung. Und es werden die Laien sein, die den notwendigen kritischen Prozess steuern: eine echte Revolution.“
Endlich lässt man externe Hilfe zu
In der katholischen Kirche Frankreichs ist etwas in Bewegung gekommen, freut sich auch La Croix:
„Diese beiden einfachen, aber wesentlichen Maßnahmen stellen einen Wendepunkt dar. Darüber hinaus ist auch ein Haltungswandel seitens der Bischöfe hervorzuheben. 'Wir haben verstanden, dass wir externe Hilfe benötigen', gesteht Monseigneur Éric de Moulins-Beaufort, Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz. Das ist einer der ermutigendsten Aspekte des gestrigen Tages. Bei den Verfahren zur Anhörung von Opfern, den Ermittlungsprotokollen und der Entwicklung der Diözesenleitung greifen die Bischöfe systematisch auf externe Auditunternehmen, die französische Justiz und Laien zurück. Ein wichtiger Schritt hin zu einer neuen, kollektiveren Auffassung ihrer Autorität.“