Athen: Streit um 2G bei Rhinocéros-Aufführung
Der beliebte griechische Schauspieler Aris Servetalis weigert sich, die Hauptrolle im Ionesco-Stück Die Nashörner zu spielen, solange Ungeimpfte wegen der Corona-Restriktionen nicht ins Theater dürfen. Die Aufführungen in Athen wurden abgesagt. Die Tatsache, dass es im Stück um Widerstand gegen gesellschaftlichen Konformismus geht, macht den entbrannten Streit für Kommentatoren besonders interessant.
Eine neue systemkritische Bewegung
Warum auch viele Geimpfte Servetalis in den sozialen Netzwerken unterstützen, erklärt Protagon:
„Die Bewegung der Impfgegner ist zu einer neuen Form der Anti-System-Bewegung geworden. Selbst für viele Geimpfte sind Impfgegner Menschen, die sich gegen das System stellen, und die Ungeimpften sind Opfer der Unterdrückung durch ein Establishment mit totalitären Zügen. Und anstatt in der Impfung einen Akt des Wehrens gegen die durch die Pandemie auferlegten Beschränkungen zu sehen, wird sie als repressives Instrument des Systems bewertet. ... Für diesen Teil der Gesellschaft ist Servetalis ein Mann, der darum kämpft, das Joch des Systems abzuschütteln.“
Servetalis' Kritiker sind zu Nashörnern geworden
Im Ionesco-Stück spielte Servetalis die Hauptfigur Berenger, der sich als einziger nicht in ein Nashorn verwandelt und damit zum Symbol gegen Konformismus wird. Der Kolumnist Dimitris Tsirkas sieht Parallelen zur aktuellen Debatte. Seinen Facebook-Post veröffentlicht TVXS:
„Servetalis' Kritiker werden ihm alles Mögliche vorwerfen, solange sie nicht zugeben, dass sie eigentlich nicht seine 'egoistischen' Motive oder seine 'Inkonsequenz' stören, sondern die Tatsache, dass er den Ausschluss der Ungeimpften nicht akzeptiert. Schlimmer noch, [seine Entscheidung] offenbart den willkürlichen und strafenden Charakter des Ausschlusses, den sie aber unterstützen. Und man gibt eben nicht so leicht zu, dass man den gesellschaftlichen Kannibalismus gegen eine Kategorie von Menschen von ganzem Herzen unterstützt. Dass man sich in ein Nashorn verwandelt hat.“