Corona-Krise: Was tun gegen die Einsamkeit?
Corona gefährdet nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern belastet auch die Psyche: Wissenschaftler haben einen hohen Anstieg von Einsamkeitsgefühlen festgestellt. Eine Studie der EU-Kommission ergab sogar eine Verdopplung der Anzahl von Menschen, die unter Alleinsein während der Corona-Krise litten. Europäische Medien ziehen unterschiedliche Schlussfolgerungen.
Kontakte fürs Wohlbefinden notwendig
In El Periódico de Catalunya beschreiben die Autorinnen einer Studie zu sozialer Isolation und Covid, Nuria Oliver und Marina Martínez Garcia, ihre Erkenntnisse:
„Die Ergebnisse der Analyse sind schockierend. Wir haben festgestellt, dass mehr als ein Viertel der Bevölkerung angibt, sozial isoliert zu sein, wobei Menschen mittleren Alters (40-59 Jahre) zu unserer Überraschung am meisten isoliert sind. Dieses Ausmaß an Isolation ist beispiellos. ... Angesichts des Zusammenhangs zwischen sozialer Isolation und unserem physischen und psychischen Gesundheitszustand sollten Programme und Maßnahmen entwickelt werden, die uns helfen, wieder Kontakt zu Freunden und Familie aufzunehmen. ... Ein immaterielles, aber wesentliches Kapital für unser Wohlbefinden.“
Sorge um geistige Gesundheit
Die geistige Gesundheit macht mittlerweile mehr Sorgen als Covid, findet Õhtuleht:
„[Die] Coronakrise ist bald vorbei und es dämmert die Krise der geistigen Gesundheit. Menschen suchen zunehmend Hilfe. Wenn man nicht zum Spezialisten kommt, hilft vielleicht ein Selbsthilfebuch. Es gibt einige nützliche, aber auch solche, die besser nicht hätten gedruckt werden sollen. Ein verwirrter Mensch ist eine leichte Beute für Scharlatane und Falsch-Therapeuten, die die Situation ganz verrückt machen können. Höchste Zeit, das System der psychiatrischen Versorgung zu reformieren, damit jeder in angemessener Zeit zum Spezialisten kommt und auch staatliche Unterstützung für Medikamente erhält, wenn nötig.“
Schluss mit Angstmacherei
Warum es an der Zeit ist, die Restriktionen überwiegend aufzuheben, erläutert Cyprus Mail:
„Die von den Wissenschaftlern befürwortete übermäßige Vorsicht mag auf den ersten Blick vernünftig erscheinen, ist es aber nicht. Nicht nach zwei Jahren der Pandemie, in denen die meisten Menschen buchstäblich in Angst gelebt haben, einer Angst, die von der Regierung und ihren wissenschaftlichen Beratern propagiert und aufrechterhalten wurde. Einer Angst, die bei unzähligen Menschen chronischen Stress und psychische Probleme verursacht hat. ... Der geistigen Gesundheit wegen müssen wir nach vorne blicken und zur Normalität von vor 2020 zurückkehren.“
Depression ist ansteckend
Pandemie und Wirtschaftskrise drücken vor allem bei jungen Türkinnen und Türken auf die Stimmung. Habertürk versprüht Zweckoptimismus:
„So viel Hoffnungslosigkeit ist nicht richtig. Indem die Menschen miteinander darüber reden, verbreiten sich Pessimismus und Verzweiflung. Denn das ist ansteckend. ... Es macht uns und unsere Umgebung unglücklich und die Sache nur noch schlimmer. ... Keine Sorgen bleiben für immer. Erinnern Sie sich an die vergangenen Jahre! Was für große Probleme und Krisen haben wir als Land nicht alle überstanden! Danach verging alles, änderte sich, wurde besser. Auch die heutigen Tage werden vergehen.“
Zu Hause ist das Paradies
Der Tages-Anzeiger-Journalist Philipp Felber-Eisele hat die Reduktion von sozialen Kontakten genossen:
„Zu Hause ist das Paradies, im Büro die Hölle. Ihr freut euch nun vielleicht auf den Austausch mit euren Kolleginnen und Kollegen, die ihr ja so fest vermisst habt. Bis ihr merkt, dass der Kollege, von dem ihr schon vor der Pandemie gedacht habt, dass er etwas streng rieche, immer noch nicht besser schmöckt. Dass die vom Pult vis-à-vis immer noch unlustige Witzchen auf eure Kosten macht. ... Der Büroalltag ist Knechtschaft pur. Am Mittag muss man mit Menschen essen, die einen sonst schon den ganzen Tag auf den Geist gehen. ... Da lob ich mir das Homeoffice. Dieser wohlige Kokon voller Ruhe und Entspanntheit.“