Weltfrauentag: Ungerechtigkeit bleibt bestehen
Zum internationalen Frauentag reflektiert die europäische Presse über die Ungerechtigkeiten zwischen Frau und Mann, von Gehaltsunterschieden bis hin zur immer noch existierenden Zwangsheirat in manchen Ländern. Es geht aber auch um die Rolle der Frauen bei der Errichtung globaler friedenssichernder Gleichgewichte und bei der Entwicklung nachhaltigerer und gerechterer Formen des Wirtschaftens.
Für die Frauen der Ukraine
Wir haben beschlossen, diesen 8. März den Frauen in der Ukraine zu widmen, erklärt La Stampa:
„Wir widmen ihn denjenigen, die fliehen, und denjenigen, die bleiben. Denn seit jeher haben Frauen in all den Kriegen, die durch die Fehler, Irrtümer und Unterschätzungen der Männer ausgelöst wurden, gekämpft und kämpfen weiter: Sie beschützen diejenigen, die es allein nicht schaffen, sie lernen, zur Waffe zu greifen, wenn es sein muss, und sie erleiden das ganze Grauen der Welt. Wäre es anders gekommen, wenn Frauen für die globalen Gleichgewichte des letzten Jahrhundert verantwortlich gewesen wären? Wir können es nicht wissen.“
Mehr Nachhaltigkeit durch Gleichberechtigung
Sind Frauen in Gremien gleichberechtigt beteiligt, steigert sich der Nutzen für alle, meint die Kleine Zeitung:
„Die Beteiligung von Frauen am Welthandel erhöht die Widerstandsfähigkeit und Innovationskraft einer Nation. … Sind Frauen auf Führungsebenen in der Wirtschaft vertreten, folgen höhere Gewinne, niedrigere Risiken und weniger Umweltschäden. Die besten Wirtschaftsergebnisse lassen sich erzielen, wenn Männer und Frauen gleichberechtigt zusammenarbeiten. Paare, die sich Hausarbeit und Beruf teilen, haben eine engere Bindung zu ihren Kindern und erleben höhere Produktivität. Global gesehen muss es darum gehen, aus dem permanenten Wachstum auszusteigen und nachhaltigere und gerechtere Formen des Wirtschaftens und Lebens für alle zu entwickeln.“
Gierig und machtbewusst geht auch
Über die alljährliche Klage über ungerechte Gehälter von Frauen und Männer hinaus, sollte endlich Schluss sein mit der Vorstellung, was angeblich unweiblich ist, fordert die Süddeutsche Zeitung:
„[Es] sollte sich endlich der Gedanke etablieren, dass Frauen auch gierig und machtbewusst sein können, brachial und gnadenlos. Das gilt für alle: Für jene, die entscheiden, wen sie befördern, und für Frauen, die über das Ausmaß ihrer beruflichen Ambition nachdenken. Dass es nicht unverschämt und nicht unweiblich ist, offensiv mehr Geld zu verlangen, sollte 2022 eine Selbstverständlichkeit sein. Sich selbst bewusst zu machen, dass man es dennoch anders verinnerlicht hat, ist der erste Schritt zur Überwindung solcher Muster.“
Von der Freiheit gekostet
Die bekannte Kolumne "Güzin Abla" berät seit vielen Jahren Leserinnen und Leser der Hürriyet in Lebensfragen. Die meisten Frauen hätten ähnliche Anliegen, berichtet die Kolumnistin:
„Ich denke, die meisten Frauen, die sich an mich wenden, haben noch keine vollständige Freiheit in ihrem Leben erlangt. ... Doch trotz alledem haben sie von der Freiheit gekostet und können sich vorstellen zu rebellieren. Sie wollen sich nicht mehr ihren Vätern und Ehemännern beugen. Leider muss ich sagen, dass die Kinder vieler Familien immer noch von ihren Eltern zwangsverheiratet werden, ja sogar mit Verwandten; sie fürchten sich vor Flirts. ... Hier überwiegt die Angst vor der Familie. Können wir von 'Frauenrechten' sprechen, solange es solche Frauen gibt?“