Charles Michel: Besuch in Kyjiw
EU-Ratspräsident Charles Michel ist am Mittwoch überraschend in Kyjiw eingetroffen. Bei einem Termin mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sagte er diesem zu, man werde "alles tun", um dafür zu sorgen, dass "die Ukraine den Krieg gewinnt". Leere Worte oder eine Kehrtwende?
Friedliche Lösung aufgegeben
Einen Politikwechsel der EU erkennt La Repubblica:
„Die gestrigen Äußerungen des Präsidenten des Europäischen Rates bei seinem Besuch in Kyjiw markieren, sofern sie durch Taten bestätigt werden - was zum Teil bereits der Fall ist - einen Wendepunkt im Kampf gegen Putin. ... Europa hat offenbar jede Hoffnung auf eine friedliche Lösung aufgegeben und zielt darauf ab, Moskau zu besiegen. Wenn der Kreml die Illusion hatte, die 'besondere Militäroperation' mit der Besetzung des Donbass am Jahrestag des Sieges über die Nazis am 9. Mai für beendet zu erklären, hat er möglicherweise eine weitere tragische Fehlkalkulation begangen.“
Worte allein helfen wenig
Irish Independent sieht die Versprechungen hingegen skeptischer:
„Der EU und auch den UN ist gewiss nicht gleichgültig, was in der Ukraine passiert, aber angesichts des Ausmaßes des zivilen Blutbades dort ist ihr Engagement alles andere als entschlossen. ... Nach acht Wochen der Barbarei lassen die EU-Länder die Moskauer Kassen immer noch weiter kräftig klingeln, indem sie Gas kaufen. Zusagen zur Lieferung von gepanzerten Mannschaftstransportwagen wurden bislang nicht im vollen Umfang erfüllt. Die Zahl der Flüchtlinge seit Beginn der Invasion durch Russland übersteigt mittlerweile fünf Millionen. Die Tatsache, dass 'Geschichte nicht vergessen wird', wie Michel es den Ukrainern versicherte, dürfte kaum ein Trost sein, wenn es zum Schlimmsten kommen sollte.“