Spanien: Krankschreibung wegen Regelschmerzen?
Spaniens Linksregierung will ein Gesetz auf den Weg bringen, das staatlich finanzierte Krankheitstage bei heftigen Regelschmerzen vorsieht. Die Ankündigung hat eine Debatte darüber ausgelöst, ob der Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt beeinträchtigt werden könnte. Kommentatoren außerhalb Spaniens befürchten genau das.
Lieber Forschung fördern
Für die Tageszeitung Die Welt geht die Idee in die falsche Richtung:
„Eine Regelung wie die in Spanien vorgesehene könnte Periodenschmerz als weibliche Eigenschaft essenzialisieren, statt alles daranzusetzen, ihn mit medizinischer Forschung und dringend nötigen Innovationen, oder auch mit der Möglichkeit zum Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten zu bekämpfen. Bis wir so weit sind, sollte die Gewährleistung von Krankheitstagen nicht vom Geschlecht und einer damit verbundenen statistischen Wahrscheinlichkeit von Schmerzen abhängig gemacht werden, sondern vom Vorliegen der Schmerzen selbst.“
Frau sein ist keine Krankheit
Auch New Statesman hält das Vorhaben letztlich für schädlich:
„Jeder Arbeitgeber, der es sich nicht leisten kann, einen Kandidaten einzustellen, der möglicherweise drei Tage im Monat frei nehmen darf, wird eher männliche als weibliche Kandidaten einstellen. Letztlich werden Frauen die Verliererinnen sein. ... Was wirklich nötig ist, sind besseres Krankengeld, und dass Krankentage wegen jeder Art von Leiden - seien es Regelschmerzen, Rückenschmerzen oder Erkältungen - Normalität werden. Durch die Pandemie haben wir gelernt, dass es ein furchtbarer Fehler ist, sich krank zur Arbeit zu schleppen ... Anstatt 'weiblich geboren' zu einer Krankheit zu machen, die einer schützenden Gesetzgebung bedarf, sollten wir verstehen, dass Arbeitskräfte keine Roboter sind.“
Schluss mit dem patriarchalen Stigma
Es ist an der Zeit, Tabus zur Frauengesundheit zu brechen, findet El País:
.„Es sollte daran erinnert werden, dass Fragen zur Gesundheit [im Arbeitskontext] eine Verletzung des Rechts auf Privatsphäre darstellen. ... Gerade weil die Menstruation ein Tabu ist, das durch eine jahrhundertelange patriarchalische Kultur genährt wurde, ist die Anerkennung des Rechts auf spezifische Arbeitsunfähigkeit der beste Weg, um die Rechte an die Bedürfnisse der Frauen anzupassen. Dabei wird gleichzeitig mit dem Stigma, der Scham und dem Schweigen aufgeräumt, die die Menstruation umgeben – und das, obwohl sie für das Fortbestehen der Spezies so wichtig ist“
Lasst uns anstoßen!
Gerardo Tecé holt in Ctxt schon mal den Sekt aus dem Kühlschrank:
„Ich bin keine Frau, aber ich feiere die Überwindung eines Tabus, die zum Gesetz wird, als mein eigenes Fest. Ich feiere es für meine Kolleginnen, für meine Schwestern, für meine Freundinnen, die so oft mit den gleichen Schmerzen zur Arbeit gehen mussten, die mich - man sagt, eine Nierenkolik ist mit einer schmerzhaften Periode durchaus vergleichbar - mehr als einmal in die Notaufnahme fahren ließen, um eine tödliche Injektion bettelnd. Ich trinke auf Euch.“