Was bringt Lettland die Wehrpflicht?
Als Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine führt Lettlandab 2023 wieder die Wehrpflicht für Männer ein. Seit 2007 - drei Jahre nach dem Nato-Beitritt - bestehen die lettischen Streitkräfte nur noch aus Berufssoldaten, außerdem gibt es eine aus Freiwilligen gebildete Nationalgarde. Die Landespresse bewertet die Neuerung positiv, teilweise aber als nicht ausreichend.
Nur so gibt es genug Reservisten
Latvijas avīze begrüßt die Entscheidung:
„Heute lässt sich der Hauptgrund, warum Länder wie Lettland die allgemeine Wehrpflicht benötigen, in einem Wort formulieren: Reservisten. Wir können uns keine große Armee leisten. Aber es ist wichtig, eine ausreichende Anzahl militärisch ausgebildeter Leute zu haben, die wissen, was es bedeutet, eine Waffe in der Hand zu halten ... Auf eine Wehrpflicht können entweder sehr wohlhabende Länder wie die Vereinigten Staaten, sichere Länder oder Länder, die ihre Sicherheit auf die Sicherheitsgarantien eines anderen Landes stützen, verzichten. Lettland hat lange versucht, die Wehrpflicht zu vermeiden. Jetzt scheint es, dass dies nicht mehr möglich ist.“
Landesverteidigung nicht nur Männersache
Die Wehrpflicht sollte auch für Frauen eingeführt werden, fordert Neatkariga:
„Wir sind alle Bürger Lettlands und sollten alle die gleiche Verantwortung tragen. ... Es ist weithin bekannt, dass sich das Verhalten von Frauen und Männern, wenn sie nur unter Vertretern des eigenen Geschlechts sind, deutlich vom Verhalten unterscheidet, wenn beide Geschlechter zusammen sind. Die Anwesenheit eines Mitglieds des anderen Geschlechts verändert grundlegend das Verhalten aller Mitglieder der Gruppe. In einem Krieg, in dem Menschenleben auf dem Spiel stehen, können diese Verhaltensunterschiede eine wichtige Rolle spielen. Wenn in Israel beide Geschlechter zur Waffe greifen, warum sollte dies nicht auch in Lettland funktionieren?“