Griechenlandurlaub: Wird Riesennachfrage zum Fluch?
Griechenland erlebt einen Tourismus-Boom: Die Tourismuseinnahmen könnten in diesem Jahr alle bisherigen Rekorde übertreffen. Seit Anfang August kämen jede Woche fast eine Million Urlauber per Flugzeug in Griechenland an, erklärte Tourismusminister Vassilis Kikilias. Die hohe Nachfrage lässt aber vor allem in den beliebtesten Reiseregionen auch die Lebenshaltungskosten steigen. Kommentatoren sind besorgt.
Die Einheimischen haben es immer schwerer
Das Webportal Capital wirft ein Licht auf die Schattenseiten des Booms:
„Die gestiegene Nachfrage nach Urlaub in Griechenland hat die Lebenshaltungskosten an beliebten Reisezielen (und allgemein) in die Höhe getrieben, sodass sie für Griechen, aber auch für Einheimische, die kein höheres Einkommen aus dem Tourismus haben, unzugänglich werden. ... Lehrer, Ärzte und andere wichtige Kategorien von Beamten und Fachleuten haben es besonders schwer, den wirtschaftlichen Anforderungen des Lebens in Touristengebieten gerecht zu werden, sofern es ihnen überhaupt gelingt, auch nur eine rudimentäre Unterkunft zu finden. ... Die griechische Wirtschaft ist unverhältnismäßig stark von der Tourismus-'Industrie' abhängig, was für die Zukunft schädlich und gefährlich sein kann.“
Urlaub bald nur noch für Reiche
Stathis Kalyvas, Professor für Politikwissenschaft und Inhaber des Gladstone-Lehrstuhls an der Universität von Oxford, schreibt in Kathimerini:
„Vor unseren Augen vollzieht sich ein tiefgreifender Wandel des Tourismusmodells, ein echter Paradigmenwechsel. An die Stelle des Massentourismus ist ein neues Modell getreten, das auf sehr hohe Einkommen abzielt: der VIP-Tourismus. ... Die wichtigste Folge dieser Entwicklung ist die Verdrängung von Beziehern niedriger und mittlerer Einkommen aus den beliebtesten Reisezielen. Und das geht uns direkt an. Je mehr der VIP-Tourismus expandiert, desto mehr wird die Zahl der Menschen, die die Möglichkeit eines Urlaubs am Meer verlieren, steigen.“