Afghanistan: Frauen dürfen nicht mehr studieren
In Afghanistan haben die Taliban ein Hochschulverbot für Frauen verhängt. Studentinnen werden mit sofortiger Wirkung von Universitäten ausgeschlossen. Frauen dort zuzulassen, widerspreche der islamischen Rechtsauffassung der Taliban, begründete Neda Mohammed Nadim, Minister für höhere Bildung, die Entscheidung – unter anderem, weil die Frauen zum Studium oft unbegleitet in die Städte kämen.
Krieg gegen Frauen
Frauen sind für die Taliban schon immer Feinde gewesen, klagt La Repubblica:
„ Die Verurteilung der afghanischen Frauen zur Unwissenheit ist ein Menetekel für die Gegenwart und Zukunft des gesamten Volkes dieser Nation, das durch Jahrzehnte des Kriegs und des Terrors unterdrückt wurde. ... Aber der Krieg der Taliban gegen die Frauen, mit dem sie die Regeln des Stammeslebens durchsetzen wollen, ist ein wichtiger Teil der Versprechen, die sie ihren Soldaten zwanzig Jahre lang gegeben haben, und war unabhängig von dieser letzten Verschärfung bereits Realität. ... Seit der Rückkehr des Regimes nach Kabul im August 2021 ist das Licht für Frauen Tag für Tag mehr erloschen. Keine Arbeit mehr, keine Lehrtätigkeit, keine Gymnasien mehr, keine öffentlichen Universitäten mehr.“
Taliban ignorieren hilft auch nicht
Schuld an den radikalen Rückschritten in Afghanistan trägt auch die Planlosigkeit des Westens gegenüber den neuen Machthabern, kommentiert Der Spiegel:
„Es gibt keinen Grund, sie zu mögen. Aber kaum mit ihnen zu reden, sinnvolle Entwicklungsprojekte sterben zu lassen, sie bis auf Nahrungshilfe komplett zu ignorieren, stärkt die Akhundzada-Fraktion der Betonköpfe. Und schwächt jene, die anfangs Konzessionen durchgesetzt hatten. Gleiches gilt für die politische Anerkennung der Taliban-Regierung. Wir erkennen auch Nordkorea, Iran, Russland an, deren Diktaturen wir aus vielen guten Gründen verdammen. Es klingt politisch wunderbar korrekt, den Taliban die Anerkennung dafür zu verweigern, dass sie Afghanistan beherrschen. Sie tun es aber trotzdem. Was also erreichen wir damit, sie zu ignorieren?“
Einschränkungen kamen schleichend
Gazeta Wyborcza ist nicht überrascht:
„Schon seit einigen Monaten zeichneten sich Beschränkungen für den Zugang von Frauen zu Universitäten ab. Zunächst wurde beschlossen, dass Männer und Frauen zu unterschiedlichen Zeiten und dann an unterschiedlichen Tagen lernen sollten. Obwohl offiziell alle Universitäten für Frauen geöffnet blieben, berichteten Journalismus- und Jurastudentinnen in der östlichen Provinz Paktia gegenüber Gazeta Wyborcza, dass sie Anrufe erhielten, in denen sie aufgefordert wurden, nicht zum Unterricht zu erscheinen.“