Britisches Königshaus: Wirbel um Harrys Biografie
Prinz Harry, der mit seiner Frau Meghan bereits mehrfach für Aufruhr ums britische Königshaus gesorgt hat, veröffentlicht heute seine Autobiografie unter dem Titel Spare. Sie enthält unter anderem intime Details und zahlreiche Vorwürfe gegen Charles III., dessen Frau Camilla und Kronprinz William. Harry betonte, es ginge ihm nicht um eine Abrechnung, sondern um Versöhnung. Das Königshaus schweigt.
Wen juckt das?
Die Menschen in Großbritannien haben andere Probleme, glaubt The Independent:
„Abgesehen von den echten Traumata, die Harry und Meghan durchlebt haben, kann man, wenn es um Diademe und Titel geht, nur mit den Schultern zucken und sagen: 'Na und?' Schließlich streiten sich die Windsors nicht darüber, wer die Gasrechnung bezahlen soll oder wer zur Tafel gehen muss. Jede Woche sterben inzwischen etwa 500 Unglückselige, weil sie es nicht rechtzeitig in die Notaufnahme schaffen [wegen des überlasteten Gesundheitssystems]. ... Seit die Queen von uns gegangen ist - und mit ihr die für sie gehegte Zuneigung und der von ihr verdiente Respekt - haben es die Windsors innerhalb weniger Monate geschafft, so abgehoben und inkompetent zu wirken wie die Bourbonen und die Romanows.“
Vom Schelm zum Jammerlappen
Früher flogen Harry die Herzen der Menschen noch zu, erinnert sich Les Échos:
„Doch aus dem schelmischen Jungen ist ein Jammerlappen geworden, der auf seinen kalifornischen Millionen sitzt. Das ist nichts für die Herzen der Briten, die ohnehin schon von den explodierenden Raten für ihre Immobilienkredite und Rechnungen erschlagen werden.“
Völlig unlogisches Verhalten
Der Prinz profitiert ziemlich von den ihm angeblich so verhassten Medien, stellt Visão fest:
„Niemand kann sich erklären, was mit Harry los ist. Manche meinen, es sei das Syndrom, das zweite Kind in der Geburtshierarchie zu sein, andere geben Meghan und ihrem vermeintlichen Ehrgeiz die Schuld. … Harry habe in seinem Bruder einen 'Erzfeind', was auf eine bemerkenswerte Infantilität und Unreife hindeute, ebenso wie seine angeblichen militärischen Heldentaten, die die britischen Streitkräfte in Verlegenheit gebracht hätten. Der Herzog von Sussex, der sich so sehr von dem 'System' und seinem schönen privilegierten Leben als Prinz, vor allem aber von der missbräuchlichen Einmischung der Boulevard-Medien lösen wollte, ist nun zu deren Hauptnahrungsquelle geworden.“
Enthüllungsaufruhr für Reformen nutzen
Spätestens jetzt sollte endlich die Rolle der Monarchie überdacht werden, meint The Guardian:
„Statt sich in königlichem Klatsch zu suhlen oder über die angebliche Zeitlosigkeit von Krönungsritualen zu geifern, muss sich Großbritannien entscheiden, wie eine konstitutionelle Monarchie, die den Rückhalt der Bevölkerung verdient, verbessert und reformiert werden kann. Die Größe der königlichen Familie und ihrer Titel sollte reduziert, einige der Paläste verkauft, die Ehrenverleihung neu aufgestellt, die Krönung überdacht und die Rolle des Monarchen als Oberhaupt von Staaten außerhalb des Vereinigten Königreichs beendet werden. Harry Windsor sollte sein neues Leben leben dürfen. Aber bislang hat es die Zivilgesellschaft versäumt, sich diesen Problemen zu stellen.“