Babiš oder Pavel: Wer wird Tschechiens Präsident?
Der Ex-Regierungschef Andrej Babiš und der ehemalige Nato-General Petr Pavel gehen in die Stichwahl um das tschechische Präsidentenamt. Beide erhielten in der ersten Runde rund 35 Prozent der Stimmen. Auf Platz drei landete mit knapp 14 Prozent die Wirtschaftsprofessorin Danuše Nerudová, die sich bei der zweiten Runde am 27. und 28. Januar hinter Pavel stellt.
Schreihals gegen Grünschnabel
Beide Kandidaten werden versuchen, mit dem Negativimage des jeweils anderen zu punkten, vermutet Krytyka Polityczna:
„Alles deutet darauf hin, dass die zweite Runde zu einer Art Referendum wird: Sollte es Babiš gelingen, es als ein Urteil über die schlecht beurteilte Mitte-Rechts-Regierung darzustellen, hat er trotz der großen Antipathien gegen seine Person reelle Siegchancen. Gelingt es hingegen General Pavel, diese Wahl als eine Entscheidung zwischen einem würdigen Präsidenten und einem demagogischen Schreihals darzustellen, wird Babiš den Kürzeren ziehen und die Wähler werden dem ehemaligen Nato-Offizier sogar seinen Mangel an Visionen und politischer Erfahrung verzeihen.“
Machtkonzentration verhindern
Entschiede Ex-Premier Andrej Babiš die Stichwahl für sich, würde er zu große Macht auf sich vereinen, warnt Respekt:
„Wer den Charakter einer demokratischen Tschechischen Republik bewahren will, sollte zur Wahl gehen. Damit nicht einer Person neben der stärksten Partei, einflussreichen Medien und einem riesigen Unternehmen auch noch die Prager Burg gehört. Es gibt Hoffnung. Und Petr Pavel, der in mehreren Debatten sagte, dass die Zeit noch nicht gekommen sei, die Samthandschuhe auszuziehen, sollte erkennen, dass der Moment jetzt gerade gekommen ist.“
Für die Ukraine ist klar, welche Option besser ist
Die internationale Unterstützung gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine würde mit Babiš in der Prager Burg einen weiteren Riss bekommen, erklärt Ukrajinska Prawda:
„Babišs euroskeptische Haltung ist den Ansichten des ungarischen Premierministers Viktor Orbán sehr ähnlich. Ein Sieg von Babiš wird es Orbán ermöglichen, aus der Isolation herauszukommen, ohne den (von Budapest erhofften) Machtwechsel in der Slowakei abzuwarten. Während seiner Amtszeit hatte Babiš sehr angespannte Beziehungen zu Polen. Sein Sieg bei den Präsidentschaftswahlen könnte das derzeitige polnisch-tschechische Bündnis zerstören, das für die Lobbyarbeit zur Unterstützung der Ukraine sehr wichtig ist.“
Ab jetzt wird mit härteren Bandagen gekämpft
Vor der Stichwahl wird sich der Tonfall verschärfen, prognostiziert Lidové noviny:
„Babiš versuchte bereits, Pavel als Marionette der Regierungskoalition darzustellen, als kommunistischen Geheimdienstoffizier auf dem Niveau von Wladimir Putin. Und als Falke, der nur Öl ins Feuer des Krieges in der Ukraine gießen will, während er selbst dank seiner Kontakte zu Staatsmännern der Welt und seiner Führungsqualitäten in die Rolle eines potenziellen Friedensstifters passe. Derlei findet in der tschechischen Gesellschaft durchaus Anklang. Ähnlich scharf ist aber auch die von Danuša Nerudová geäußerte Meinung, dass Andrej Babiš das Böse verkörpere. Vor uns liegt ein ein hart geführter Wahlkampf.“