Dnipro: Russische Rakete zerstört Wohnblock
Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus in der ukrainischen Stadt Dnipro nahe Saporischschja sind mindestens 30 Menschen getötet worden. Rettungskräfte suchen unter den Trümmern weiterhin nach Opfern. Die Chance, dass noch Lebende gefunden werden, ist nach Aussage des Bürgermeisters aber minimal.
Kriminell eingesetzte Uralt-Raketen
Der Ex-Raketenbauingenieur und Politikanalyst Alexandr Kotschetkow erklärt in The Moscow Times:
„Dnipro wurde mit einer alten sowjetischen Ch-22-Schiffsabwehrrakete beschossen. Sie trägt 960 kg Sprengstoff, das ist Russlands stärkste Raketenwaffe. ... Im Endanflug wird die Rakete von einem vorsintflutlichen Radarsystem gelenkt und richtet sich daher stur auf große Bauten. Es ist anzunehmen, dass diese Rakete auf das Heizwerk Pridneprowskaja gerichtet war, sich aber auf den Wohnblock umorientierte - ebenfalls ein großes Objekt auf dem Radar. ... Der Einsatz von Ch-22 gegen Land- und nicht gegen Seeziele, insbesondere in der Nähe von Wohngebieten, widerspricht völlig der Idee ihrer Entwicklung und ist nichts anderes als ein Kriegsverbrechen.“
Die Schaheds sind wohl ausgegangen
Der Angriff zeigt, dass Russland aktuell nicht mehr über Drohnen verfügt, meint derselbe Autor im ukrainischen Medium Censor.net:
„Es waren keine Schahed-Drohnen an dem Angriff beteiligt. Das bedeutet, dass das Nichtimperium einfach keine mehr hat. Denn wenn es sie hätte, wären sie mit Sicherheit zum Einsatz gekommen, da sie die Zahl der Ziele, auf die unser Luftverteidigungs- und Raketenabwehrsystem reagieren muss, vervielfachen und somit die Arbeit der Abwehr erheblich erschweren. Also sind die iranischen Waffen ausgegangen und die eigene Produktion, die die Feinde planen, ist noch nicht angelaufen.“
Mahnung, Russland mutig entgegenzutreten
Rzeczpospolita fordert unbedingte Solidarität mit der Ukraine - auch im eigenen Interesse:
„Heute sind wir alle Ukrainer und Einwohner von Dnipro, heute stürzt die Welt über uns zusammen wie die Decken eines von einer Rakete getroffenen Wohnblocks. Zu lange haben wir so getan, als würden wir nicht sehen, wie Putins imperiales Russland Schritt für Schritt eine Wiederholung des 20. Jahrhundert anstrebte, als die Grenzen in Europa von Panzern gezogen wurden. Heute dürfen wir diesen Fehler nicht mehr wiederholen. Denn wenn wir uns wieder abwenden, könnten in ein paar Jahren Gebäude in Riga, Vilnius und vielleicht sogar in Warschau einstürzen. Wenn wir immer bereit sind, einen Schritt zurück zu machen, wird Russland immer einen Schritt weitergehen.“