Trump muss Millionenstrafe an US-Autorin zahlen
Ex-Präsident Donald Trump ist wegen sexuellen Missbrauchs und Verleumdung zu einer Zahlung von fünf Millionen Dollar (rund 4,6 Millionen Euro) Schadensersatz an die US-Autorin E. Jean Carroll verurteilt worden. Den Vorwurf der Vergewaltigung wies die New Yorker Geschworenen-Jury zurück. Die europäische Presse debattiert, ob das Urteil Trumps politische Ambitionen und sein Verhalten ändern könnte.
Genugtuung für das Opfer
Denník N findet das Urteil richtig, auch wenn Trump sich dadurch vermutlich nicht ändern wird:
„Ein Zyniker würde sagen, dass Trump auch nach diesem Prozess seine Lügen, Demütigungen, Falschmeldungen und sicherlich auch sexistischen Angriffe gegen Frauen fortsetzen wird. Wozu also das alles? Das wird ihn noch mehr anfeuern, denn ein Mann wie er weiß nicht, was Selbstreflexion, Demut, Empathie und Menschlichkeit sind. Er reagiert nur auf sich selbst und seine Bedürfnisse. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es so sein wird. Aber eine Frau hat die Bestätigung, dass Donald Trump ein Missbrauchstäter und Lügner ist. Ein Beweis dafür, dass sie sich nichts ausgedacht oder gelogen hat. Das ist nicht wenig.“
Gesetz gilt auch für ihn, er begreift es nur nicht
Donald Trump und seine Anhänger wird das Urteil kaum jucken, meint Ilta-Sanomat:
„Es ist unwahrscheinlich, dass die Niederlage im Fall Carroll Trumps Weg zur Präsidentschaftskandidatur blockieren wird, da er nicht wegen einer Straftat verurteilt wurde und seine Anhänger nicht bereit sind, ihm den Rücken zu kehren. … Es gibt jedoch noch mehrere andere Fälle, die Trump zum Verhängnis werden könnten. Die schwerwiegendsten davon sind die Ermittlungen der Sonderstaatsanwaltschaft wegen des Versuchs, das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen 2020 zu kippen, wegen der Aufforderung zum Sturm aufs Kapitol Anfang 2021 und wegen des unsachgemäßen Umgangs mit geheimen Dokumenten. … Es wäre Zeit für Trump, sich einzugestehen, dass das Gesetz auch für ihn gilt. Dazu dürfte er aber kaum in der Lage sein.“
Sargnagel für politische Karriere
Mit dem Schuldspruch ist Trump unwählbar geworden, ist der Kurier überzeugt:
„[N]och nie ist ein ehemaliger amerikanischer Präsident von einem Gericht verurteilt worden. Und es ist wenig überraschend: Die neun Geschworenen bestätigten quasi nur, was über den heute 76-Jährigen längst bekannt war – sein machohaftes, abwertendes Verhalten gegenüber Frauen. … Wird ihm das Urteil schaden? … 'Hexenjagd' poltert er jetzt schon. … Dennoch, für eine breite Mehrheit sollte es nicht mehr reichen – nach menschlichem Ermessen sollte der windige Soap-opera-Star, der es zum zweifelhaften Immobilien-Tycoon und bis zum Präsidenten brachte, politisch erledigt sein.“
Offen, ob es jetzt genug stinkt
Dagens Nyheter schüttelt den Kopf über die politischen Maßstäbe der Republikaner:
„Einst hätte das Urteil Dankeschön und Gute Nacht für Donald Trumps Chancen bedeutet, ins Weiße Haus zu gelangen. Seine Partei hätte ihm den Rücken gekehrt. ... Es sagt alles über den amerikanischen Staat aus – und über den Zynismus, der sich breit macht. Nichts spielt mehr eine Rolle. ... Die treuesten Anhänger werden das alles als Verschwörung abtun. Aber was ist mit den Mitte-Rechts-Wählern, die Trump nie mochten, sich aber die Nase zuhielten und trotzdem für ihn stimmten, weil sie die Demokraten nicht mochten? Wird der Gestank zu stark sein, wenn die Gerechtigkeit ihn einholt?“
Starke Skepsis gegenüber der Justiz
The Daily Telegraph verweist auf Besonderheiten im Rechtssystem der USA:
„Trump sagt, das alles sei Teil einer 'Hexenjagd' gegen ihn – und viele Menschen können es nachvollziehen. US-Amerikaner neigen dazu, ihrem Rechtssystem skeptischer gegenüberzustehen als Briten - und zwar aus dem offensichtlichen Grund, dass die US-Justiz weitaus stärker politisiert ist. Die Anwälte, die Trump verfolgen, und oft auch die Richter und Geschworenen, die die Beweise abwägen, scheinen häufig eine ziemlich offensichtliche politische Feindseligkeit gegen ihn zu hegen. Wie das Trump-Lager betont, wurde der Richter im Fall Carroll vom damaligen Präsidenten Bill Clinton ernannt.“