Rumänien: Neuer Premier will Wirtschaftspatriotismus
Wie bei der Regierungsbildung 2021 vereinbart hat der bisherige rumänische Premier Nicolae Ciucă (PNL) nun seinen Posten geräumt. Der neue Regierungschef Marcel Ciolacu vom Koalitionspartner PSD kündigte in seiner Antrittsrede an, Rumänien durch Wirtschaftspatriotismus aus der Krise holen zu wollen. Die Rumänen dürften nicht mehr "die modernen Sklaven" Europas sein. Kommentatoren prüfen den angekündigten Kurswechsel.
Protektionismus ist der falsche Weg
Rumänien muss einfach wettbewerbsfähiger werden, stellt Adevărul klar:
„'Wirtschaftspatriotismus' mag für große Länder wie Japan oder Indien eine Option sein, aber nicht für Rumänien, das EU-Mitglied ist (was auch so bleiben soll, wie uns Ciolacu versichert) und somit Verträge und Vereinbarungen einhalten muss. ... Und vergeblich beklagt Ciolacu, dass die Rumänen zu den 'modernen Sklaven der EU' geworden sind. Vor dem Hintergrund von Globalisierung und Mobilität von Arbeitskräften, Waren und Dienstleistungen werden rumänische Landsleute in den EU-Ländern entsprechend ihrer Qualifikation und Leistungen bezahlt. Manche besser, andere schlechter. Marcel Ciolacu täte gut daran, sich unsere Bildungs- und Ausbildungssysteme anzuschauen. “
Durchaus eine Lösung
Eine gewisse Portion Protektionismus wäre sowohl für Rumänien als auch für die EU gut, stellt die Wirtschaftszeitung Ziarul Financiar klar:
„Seit 2020 hat die EU mit Engpässen an Medikamenten, Lebensmitteln, Energie und Waffen zu tun. Und all das, weil es keinen 'Wirtschaftspatriotismus' gab. Die rumänischen Industriellen sollten Ciolacus 'Wirtschaftspatriotismus' unterstützen und dem Premier gleichzeitig signalisieren, dass man in Bezug auf die Arbeitskräfte ein Limit erreicht hat: die nicht endende Abwanderung der Rumänen ins europäische Ausland, den erschreckenden Mangel an Arbeitern und Ingenieuren in den Fabriken, auf dem Bau und in der Landwirtschaft und die Überalterung der Gesellschaft.“