Slowakei: Präsidentin Čaputová hat genug
Trotz ihrer Beliebtheit wird die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová im kommenden Frühjahr nicht für eine zweite fünfjährige Amtszeit kandidieren. Es mangle ihr an Kraft, begründete sie ihre Entscheidung. Ein Grund, sich um die Stabilität des Landes Sorgen zu machen?
Überraschend und enttäuschend
Verständnislosigkeit äußert Pravda:
„Eine Chance zu haben und sie nicht zu nutzen, ist buchstäblich eine Sünde – insbesondere wenn es eine ist, die nie wieder kommen wird. Unter diesem Gesichtspunkt kann die Entscheidung von Präsidentin Zuzana Čaputová, nicht zu kandidieren, als Fehler angesehen werden. Heute, wo das Chaos in der slowakischen Politik beispiellose Ausmaße angenommen hat und die Ernüchterung in der Bevölkerung groß ist, trägt die Präsidentin noch mehr Verantwortung für das Schicksal des Landes. ... Bei Čaputová schien es, dass sie ihre Rolle ernst nahm. Über die Jahre ihrer Tätigkeit im Nichtregierungssektor und in der Präsidentschaft ist sie zu dem geworden, was man einen 'homo politicus' nennt. Umso überraschender ist ihre freiwillige Aufgabe jetzt. “
Die Demokratie hängt nicht an ihr
Denník N nimmt die Entscheidung gelassener hin:
„Vor fünf Jahren glaubten nur wenige, dass Zuzana Čaputová die Präsidentschaftswahlen gewinnen würde. Vielleicht hat sie es selbst nicht geglaubt. Darüber hinaus war sie dem Großteil der Gesellschaft nahezu unbekannt. Den Abgang einer so schnell erwachsen gewordenen Politikerin zu einer Tragödie zu machen, ist nicht angebracht. Nirgendwo steht geschrieben, dass ihre Geschichte nicht von jemand anderem wiederholt werden kann. Die Stärke der Demokratie liegt darin, dass ihre Anhänger Politiker als ihre Vertreter betrachten, nicht als Idole. Letzteres zeichnet die Anhänger des undemokratischen Lagers aus. Die Demokratie wird Zuzana Čaputovás vorzeitiges Ende aus der Politik verkraften.“