Wird Sofias größtes Sowjetdenkmal abgerissen?
Ein großes sowjetisches Kriegsdenkmal mitten in Sofia soll nach jahrzehntelangen Debatten entfernt und in ein Museum gebracht werden. Bereits 1993 hatte der Stadtrat den Abriss beschlossen, was aber immer wieder ausgebremst wurde. Nun gab die Gerb-Partei von Ex-Premier Borissow ihren Widerstand auf und der Weg scheint frei. Oder doch nicht? In den Kommentarspalten geht die Debatte weiter.
Schluss mit der ewigen Dankbarkeit
Der bulgarische Dienst der Deutschen Welle ärgert sich darüber, dass die Regierung den Abriss wegen Protesten von prorussischen Bürgern hinauszögert:
„Das feige Verhalten der Regierung gibt dadurch einer Sichtweise Raum, die unsere totalitäre Vergangenheit feiert, obwohl sie uns durch die Bajonette der Roten Armee aufgezwungen wurde, und ihre gegenwärtige Nachfolgerin, die einen faschistischen Krieg gegen das Volk der Ukraine führt, legitimiert. Damit rückt der Tag, an dem die Bulgaren, die ansonsten stolz auf ihre mehr als 13 Jahrhunderte alte Staatsgeschichte sind, ihre ewige sklavische Dankbarkeit für die Befreiung durch Russland überwinden, in noch weitere Ferne.“
Umbenennen wäre sinnvoller und billiger
Man sollte der Erinnerung besser einen neuen Sinn geben, findet Rossen Tachow in Trud:
„Als Historiker bin ich dagegen, Denkmäler abzureißen oder zu versetzen. Denn das Wort Denkmal kommt von Erinnerung - damit sich künftige Generationen an etwas Gutes oder Schlechtes erinnern, das auf den Hügeln der Zeit geschehen ist. ... Anstatt also Geld für die Verlegung des Denkmals in das Museum für sozialistische Kunst zu verschwenden, wäre die klügste Lösung, es einfach umzubenennen: vom Denkmal der Sowjetarmee zum Denkmal der sowjetischen Besatzer. So wüssten unsere Kinder, Enkel und Urenkel, warum wir vier Jahrzehnte des Totalitarismus durchlebt haben.“