Belgiens Vizepremier: Hausfrauen belasten Sozialstaat
Der belgische Justizminister Vincent Van Quickenborne hat geklagt, Hausfrauen - vor allem solche mit Migrationshintergrund - würden auf Kosten der Gesellschaft leben. Er bezog sich darauf, dass Arbeitslose in Belgien höhere Leistungen erhalten, wenn ihr Partner zu Hause lebt. Für Kommentatoren sind solche Bemerkungen völlig fehl am Platz: Der Staat solle lieber die eigenen Versäumnisse angehen.
Emanzipation wird der Wirtschaft geopfert
Der Staat will Frauen wieder erziehen, fürchtet De Standaard:
„Sind das nicht gerade die Frauen, die man in früheren feministischen Wellen emanzipieren wollte? Um ihnen finanzielle Autonomie zu geben, die Basis für jede andere Autonomie? Um ihre Welt zu vergrößern, ihnen mehr Kontakte, mehr Chancen, mehr Bildung zu verschaffen? ... Durch die Fixierung auf die Aktivierung geht das Ideal der Emanzipation völlig unter. Die Wirtschaft schreit nach Arbeitskräften, also werden die letzten Reserven mobilisiert. So wird der Emanzipations-Hebel 'Bezahlte Arbeit' zur Waffe, um Frauen zu disziplinieren und zu produktiven Bürgern zu erziehen.“
Care-Arbeit endlich würdigen und investieren
Genau diese Frauen sichern das Funktionieren der Gesellschaft, betont La Libre Belgique:
„Wir sollten nicht vergessen, dass zahlreiche Frauen Care-Arbeit leisten müssen, weil der Staat keine Lösung findet. … Schade, dass die Verhandlungen über eine Steuerreform nur ins Leere laufen. Schade, dass Belgien nicht in Wirtschaftsmodelle investiert, die diese Care-Arbeit, ob bezahlt oder unbezahlt, als das wertschätzen, was sie ist: ein grundlegender gesellschaftlicher Beitrag. Anstatt über die von Rassifizierung betroffenen Frauen zu urteilen, die in unserem Land einen beträchtlichen Teil dieser Arbeit leisten, sollten wir in öffentliche Dienstleistungen investieren.“