Trump: Gefängnis-Foto als Wahlkampfbooster?
Grimmig schaut er in die Kamera: Das in einem Gefängnis in Georgia angefertigte Polizeifoto von Donald Trump ist im Nu zum Symbol von dessen Comeback als Präsidentschaftsbewerber für 2024 geworden. Als T-Shirt-Motiv bescherte es seiner Wahlkampfkasse schon über 7 Millionen Dollar. Kommentatoren kritisieren den Populismus und das Rechtsverständnis bei den US-Republikanern.
Gegen alle Anklagen gefeit
Journalist Alan Friedman graust sich in La Stampa angesichts Trumps ungebrochener Popularität:
„Das Polizeifoto wird als ikonisches Symbol in die Geschichte eingehen. Der schlechteste Präsident, den die USA je hatten, der einzige, der schwerer Verbrechen beschuldigt wird, aber ein Mann, dessen Popularität in der republikanischen Partei gegen alle Anklagen gefeit zu sein scheint. ... Trump wird der republikanische Kandidat sein, er wird Wahlkampf machen, während er vor Gericht steht, und im November 2024 könnte er Biden schlagen. Es ist verrückt, aber es ist auch die Realität.“
Die anderen Republikaner sind kaum besser
Auch Trumps innerparteiliche Konkurrenten missachten die Justiz, warnt La Libre Belgique:
„Ein solcher Mann sollte eine Abschreckung sein. Und trotzdem fällt denjenigen, die seine Rückkehr ins Weiße Haus verhindern wollen, nichts Besseres ein, als ihm erneut die Treue zu schwören. In der ersten Fernsehdebatte am Mittwoch erklärten mit zwei Ausnahmen alle Anwärter auf die republikanische Nominierung, sie würden Donald Trump unterstützen, sollte er Präsidentschaftskandidat der Partei werden - auch wenn er für schuldig befunden und verurteilt wäre. ... Dieses Bekenntnis ist nicht nur erbärmlich, sondern ein Skandal, weil es Gerichtsurteile schon im Voraus verschmäht. Es ist erstaunlich, dass mögliche zukünftige Mieter des Weißen Hauses die Justiz ihres Landes derart missachten können.“
USA brauchen zwei funktionierende Parteien
Während bei den Republikanern der Wahlkampf der Kandidaten beginnt, gerät die Demokratie in Gefahr, analysiert Dagens Nyheter:
„Seit mehr als einem Jahrzehnt herrscht in der Wirtschaftspolitik [der Republikaner] die Doktrin des Hokuspokus. Schon vor Trump betraten Populisten die Bühne. Aber es waren immer noch Politiker wie Mitt Romney, die das letzte Wort hatten. Jetzt entscheiden stattdessen Verschwörungstheoretiker, Putin-Anhänger und Putschisten. Die US-amerikanische Demokratie basiert auf der Existenz zweier funktionierender Parteien. ... Um langfristig zu überleben, müssen sich die Republikaner aus der Umklammerung des Trumpismus befreien.“